Am Schmutzigen Donnerstag konnte Bürgermeister Reiner Hör sein Herrschaftsdomizil nicht mehr sein Eigen nennen. Gleich mit dreifacher Gewalt entrissen ihm die Narren sein Regierungsamt. Da waren zum einen die Leimersheimer Narren, angeführt vom Prinzenpaar Holger I. und Prinzessin Angelika II., die sich sogar demonstrativ auf dem Bürostuhl vom „Chef“ positionierten.

Dann kamen noch die Stecher, angeführt von ihrem Prinzenpaar Sascha der I. und Julia der I., die ebenso unumwunden die Rathausmacht anvisierten und später gesellte sich noch der King der Hördter, seine Tollität der Benserobber hinzu. Soviel geballter Macht musste sich ein Bürgermeister einfach ergeben.

Schließlich hatten die Regenten eine ansehnliche Anzahl von Gefolge mit dabei, was blieb ihm da schon anderes übrig. Er machte gute Mine, zu dem schaurigen Spiel und kredenzte seinen Haustrunk, den Prickler-Sekt, der den endgültigen Verlust der Macht erträglich erscheinen ließ. Den Narren gefiel es und sie übernahmen den Sitzungssaal.

Nun immerhin waren die Rülzheimer Stecher nicht ganz mit leeren Händen gekommen. Die Kampagne hatte sich als besonders schwierig erwiesen, denn der Veranstaltungsort der Narren, die Dampfnudel, war in die Kritik der Baubehörde in Germersheim gekommen. Nur durch immensen Einsatz von einigen Freunden der Rülzheimer Fasenacht, sind überhaupt Veranstaltungen möglich. Dazu gehört in jedem Fall auch Bürgermeister Hör. Dies war es den Narren wert, Bürgermeister Hör zum Ehrensenator zu erklären. Reiner Hör nahm diese Ehre dankend an und bewies kurze Zeit später seinen Hang zum Show Geschäft. Mit einem maßgeschneiderten, knallroten Glitzeranzug im Abba-Stil, erwies er sich als durchaus fasenachtstauglich.

Die Hördter Stars der Fasenacht, Becht und Kuhn zeigten einen Sketch aus dem Leben unseres Bürgermeisters. Getroffen von soviel authentischen Parallelen klatschten nicht nur die gemeindlichen Zuschauer, sondern auch das begeisterte närrische Auditorium. Selbst der 1. Beigeordnete der Gemeinde Rülzheim, Hubert Dudenhöffer, der den Teilverlust seiner Krawatte beklagte, würde gerne diesen Part übernehmen wollen.