KG Rot-Weiß "Die Stecher" e.V. Rülzheim

Premieresitzung 2005 - Ausführlicher Bericht

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Die Prunksitzung der Rülzheimer Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß „Die Stecher“, begann diesmal vollkommen anders. Nachdem der kleine Henry verzweifelt seine Trommel schlug, damit das närrische Auditorium den Start der Sitzung erkennt, begannen die Stecher-Krabben mit dem närrischen Lied: „Denn wenn das Trömmelche klingt, steht wir all parat“. Tatsächlich waren alle Narren in Rülzheim parat als es los ging. Nach dem Einmarsch konnte das charmante Prinzenpaar, Manuela I. und Bernd II. seine Untertanen begrüßen. Das Motto der Kampagne, „die 50er Jahre“ wurde von ihnen gekonnt angesprochen. Auffallend dabei, dass Prinz Bernd sich besonders gut mit Bauwerken und Baugebieten auskennt, ist wohl auf seinen Beruf als Bauunternehmer zurückzuführen. Charming Manuela hob darauf ab, dass die 50er zwar arbeitsreicher, aber trotz alledem auch stress freier waren.
In der Mitte des Elferrats nahm diesmal der Vorsitzende Edi Harder platz, da Sitzungspräsident, Kurt Kupper aus gesundheitlichen Gründen, leider nicht fit war. In seiner Begrüßung ging Harder gleich auf die Situation der Narren ein, die zwar Fasenacht feiern wollen, aber auch der Opfer in Südasien gedenken und für diese auch sammeln würden.

Den närrischen Auftakt im Showprogramm machten die Stecherle. Mit einem schmissigen Tanz zu flotten Klängen, zeigten die kleinen Gardistinnen, was ihnen ihre Trainerin, Nicole Moos, in mühevoller Arbeit wohl verdient, Betreuerinnen Christiane Ecker und Elvira Gundermann waren dabei natürlich inbegriffen. Wie ein Heer von lustigen Strandgängern überfielen die Kleinkinder der Stecher die Bühne. Die kleinsten Aktiven der Karnevalsgesellschaft Rot – Weiß, gewannen die Herzen der Zuschauer im Sturm. Der Schautanz der Minis und Bambini zeigte, dass Tanzen für Kinder ein absolutes Vergnügen sein kann. Von Christina Kern und Ursula Wolff einstudiert zeigten die Pimpfe so alles was am Strand der 50er Jahre so angesagt war. Der Höhepunkt war die Interpretation des Songs „Mambo Nr five“. Für das viele Geschick und die lustige Darbietung, gab es unentwegt Szenenapplaus wobei Lachmuskelzerrungen das Ergebnis waren. Zu den Stars der Truppe avancierten, eher unfreiwillig, die aller kleinsten Tänzer, die eher als Freie Mitarbeiter, anzusehen waren, denn der Gleichschritt wurde häufig durch Soloeinlagen unterbrochen. Siprä Harder lehnte jedoch die Forderung nach einer Zugabe ab, da dies mit den süßen Kids nicht zu machen sei. Verständlich wenn man sieht, dass außer den Trainerinnen noch 2 Betreuerinnen gebraucht werden, Yvonne Degen und Karola Engelhard, um die Truppe einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Bravo Tusch und noch eine Rakete. Und vor allen Dingen ein 3 faches Helau.

In der närrischen Bütt präsentierte sich dann Michael Haag als Freizeitberater. All die Dinge wie Urlaub richtig aussuchen oder die Freizeit Gestaltung wurden von ihm gekonnt aufs Korn genommen. Dass seine Kunden mit seinen Tipps auch zufrieden sind, wusste er überzeugend zu belegen. Selbst die Queen hatte bei ihm schon um Rat nachgefragt. Nun seine schönste Beratung gilt dem Umgang mit Fasenacht, wo man doch richtig sich erholen kann. Der junge Mann gilt als klassischer Vertreter des Mainzer Vortragstils, die gereimte Rede beherrschte er bestens.

Die Junioren Garde zeigte bei ihrem Garde Tanz einmal mehr, wie sich die Arbeit mit Nicole Moos auf der Bühne darstellt. Ein flotter Marsch, bei dem fast alles perfekt getanzt wurde. Wunderbar anzusehen, wie die Jugendarbeit der Narren fruchtet. Schlachtruf für einen sehr guten Gardetanz: „De Kram – klappt !“ Und es hatte wirklich toll geklappt. Tusch und Rakete für die Junioren.

Politik gehört zu Fasenacht wie fröhlich sein, aber oft wird sie etwas trocken präsentiert. Wie Politik richtig Spaß macht, wurde uns von Thomas Ehses demonstriert. Weltgeschehen, Deutschlandpolitik und Lokales gab es zu hören. Der Ex-Prinz Columbus verstand es hervorragend immer wieder das Politische humoristisch darzustellen. Ein gekonnter Vortrag, der trotz ernster Themen keine Langeweile aufkommen ließ.

Die Stecherle kamen ein zweites Mal auf die Bühne. Diesmal wieder mottogemäß als Rock ’n’ Roller. Die einen mimten Elvis Presley, die anderen die deutsche Ausgabe, Peter Kraus. Eine flotte und vor allen Dingen authentische Darbietung, die überzeugend dargeboten wurde. Andrea Eckel hatte die Nummer ersonnen und einstudiert, Hildegard Kupper half durch Betreuung.

Die nächste Bütt war die von Silke Mendel. Das Kind närrischer Vorfahren, landete einmal mehr eine gekonnt vorgetragene Rede. Dabei gelingt es der hübschen, intelligenten, jungen Damen immer wieder sich als blöd und dumm zu präsentieren. Silke spielte wieder einmal ein naives Landei, das die Kunst des Melkens erlernen will. Gekonnt nutzte sie die Situationskomik an ihrem Vorzeigeobjekt, der „Herr Kuh“, überzeugend dargestellt von Bernd Fischer. Eine Rede bei der man sich das herzhafte Lachen einfach nicht verkneifen kann.

Dieter Kupper vertrat vorübergehend den Vorsitzenden bei der Moderation, übrigens mehr als gut, als ihm das Wort von der 2. Vorsitzenden schon wieder entzogen wurde. Diese wollte der Herrenriege an dem Elferratstisch beweisen, dass eine Frau ebenso gut durch das Programm führen kann. Sehr uncharmant riss sie das Mikro an sich und kündigte die „Stecher – Krabben“ an.
Die Gruppe, die seit 11 Jahren besteht, konnte wieder einmal flotte Songs anbieten. Lustig und witzig waren sie allemal. Die Paare Leingang und Tüllmann bilden den alten Stamm der Formation. Dazu gesellten sich Sigrid Götz, Bernhard Fetsch und Edi Harder. Als musikalischer Leiter war erstmals Jochen Geeck am Keyboard. Diesmal waren es nicht politische Themen, die die Gruppe ansprach, respektive sang, sondern man wollte einfach gute Stimmung verbreiten, was schließlich auch gelang.
Applaus, Tusch und Ausmarsch alles machte die „Grande Dame“ der KGR richtig und empfahl sich eindringlich als Sitzungspräsidentin. Dieter Kupper teilte dem Auditorium mit, dass Ursula kürzlich erst die höchste Anerkennung und Auszeichnung der Gesellschaft erhalten hatte, die Ehrenmitgliedschaft. Nun es sieht so aus, als ob sie nach neuen Ufern strebt, die Mitte des Elferratstisches hat es ihr angetan.

Vor der Pause konnten die Mädels und Jungs der Junioren – Garde noch einmal begeistern. Als die Jugend der Fünfziger zeigte, was ihre Omas und Opas damals interessierte. Tänzerisch wurde demonstriert, was es so an interessanten Dingen gab. Die „Bravo“ wurde erstmals gedruckt, der Lippenstift kam in Mode, „Petticoat“ wurde getragen und schließlich erlebte die „Isetta“ ihren Siegeszug. 36 Akteure zeigten einen schönen Schautanz, der wieder von Andrea einstudiert und von Hildegard betreut wurde. Die prächtigen Kostüme hatte einmal mehr die Hofschneiderin Carola Trapp gezaubert. Applaus und Ausmarsch zur Pause.

Die Roten Husaren der Freiwilligen Feuerwehr waren wieder einmal Garant für eine enthusiastische Unterstützung des Programms. Die Damen und Herren um Ex-Prinz Henrik Franck, taten alles um stets musikalisch zu überzeugen. Nicht einfach nur einfallslose Tuschs, sondern richtige Anfeuerung für die Akteure, wurde praktiziert. Riesen Tusch für diese tolle Band.

Die Stecher-Garde war das erste Highlight der zweiten Halbzeit. Die Klänge von Abba waren auf Marsch getrimmt mit der Umsetzung des Medleys zeigten die jungen Damen, dass Gardetanz ein anspruchsvoller Sport sein kann. Super einstudiert war das ganze einmal mehr von Nicole Moos, die von Sonja Stein und Ulrike Sittinger unterstütz wird. Einfach Klasse Mädels! Tusch und Rakete.
In die Bütt, respektive an der Schulbank waren dann eine Schülerin und ihre Nachhilfe Schulschwester. Ein Streit der die Probleme der Pisa-Studie aufnahm und mit viel Witz dargeboten wurde. „Sin mir in der Schul so schlecht weil ich dumm bin, oder weil du, Lehrerin nix kannsch?“ Einblicke die nicht ganz ernst zu nehmen waren wurden hervorragend angeboten von dem Schwesternpaar Josephine und Ricarda Harder. Ein ganz coole Bütt, Applaus für die Mädels.

Das Männerballett setzte die Cuba-Krise der 50er tänzerisch um. Vera Dastan und Simon Leingang hatten ihre Männer wieder einmal mit heißen Rhythmen zu Kämpfern gemacht. Klar dass bei diesem Schauspiel wieder am Ende ein versöhnlicher Tanz war. Mit „Chocolata“ tanzten sich die Herren in die Herzen der weiblichen Fans. Dass Prinz Bernd mit von der Partie war, erhöhte den Reiz der Sache. Aber als Hobbykoch sorgt er schließlich auch für das Wohlbefinden der Gruppe. Satt konnte man sich an diesen schönen Männern nicht, deshalb musste auch eine Zugabe her.

Wie der Kampf zwischen den Geschlechtern ausgetragen wird zeigten die beiden Kampfhähne Bernd Haag und Mechthilde Fischer. Alte Themen immer wieder aktuell dargestellt und resolut vorgetragen. 2 Profis in der Bütt, die beiden Büttenasse verstanden es wunderbar, den Geschlechterstreit versöhnlich enden zu lassen. „Trinke ma zusamme ä Fläschel Wein“, klang zumindest friedlich, zumindest bis zum nächsten Streit.

Die Geschichte des Don Camillo und seines Widersachers Pepone, gründete ebenfalls in den 50er Jahren. In etlichen Filmen begeisterten die beiden ihr Publikum. Wie es kommt, wenn die beiden mal die Rollen vertauschen, stellten die „glorreichen Sieben“ dar.
Die Gruppe verstand es wieder einmal Historisches mit Neuzeitlichem perfekt zu verquirlen. Die First Lady wurde von Sigrid Götz hervorragend inszeniert, ihr verwandlungsfähiger Gatte, Marco Wolff, stellte den Pepone dar. Den Pfarrer konnte Claus Kupper gekonnt intonieren. Was ein etwas „warmer“ Kirchenschweitzer alles zu tun kann zeigte Simon Leingang mehr als überzeugend. Unschlagbar die beiden, die als Rätschweiber agierten, Sonja Stein und Thorsten Greiner. Als erfolgloser Rosenverkäufer trat Mathias Leingang auf. Am Keyboard stand wieder Herbert Brugger, der das Prädikat „extrem golden Cool“ für sich in Anspruch nehmen konnte.
Eine Formation die aus der Rülzheimer Fasnacht nicht mehr wegzudenken ist, weniger wegen der berauschenden Gesangssoli als vielmehr wegen des karnevalistischen Anspruchs, der zwar immer etwas derb ist, aber auch total mitreißend. Die Zugabe mit Viva Colonia war die Forderung des begeisterten Publikums. Mit eine „La ola Welle“ und Zugabe, wurden die Akteure verabschiedet.

Wunderschön war auch der Tanz des Rülzheimer Frauenballetts. Gemäß dem Motto der KGR tanzten die Damen um Andrea, eine ganze Geschichte um die italienische Gastarbeiter. Die Situation der ersten Eisverkäufer und Pizzeriabesitzer, die vor vielen Jahren kamen, wurde gekonnt nachgestellt. Eine absolut gelungene Sache, die zwar melancholisch begann, dann aber im lauf der Darbietung nicht nur fröhlich sondern sogar zu einer „Fiesta italiano“ sich entwickelte. Von Andrea Eckel einstudiert und von ihrer Majestät, Princess Manuela, herself königlich betreut. Klasse, Rakete und tusch!

Einen besonderen Beitrag zeigte Jochen Geeck. Als Musikprofessor angekündigt, waren seine Klänge eher wenig musikalisch. Er referierte über ein allzu menschliches Bedürfnis der Entlüftung. Die Art der Klänge spezifizierte er in strenge Kategorien und intonierte diese auch. Dabei war es im gelungen, den interessierten Zuschauern, zu so später Stunde ein akademische Dissertation zu präsentieren, die in Atem hielt. Er bedauerte zwar, dass er nicht in der Lage sei alle Sinne gleichermaßen anzusprechen, da aber waren die begeisterten Zuhörer eigentlich sehr froh darum, denn ihr Geruchsinn wäre bestimmt äußerst strapaziert gewesen. Die vielen Beispiele machten seine Rede so lebendig, dass er alle Lacher auf seiner hatte. Nun final kann man feststellen, diese Rede war alles andere als ein Furz.

Der Holzmichel durfte wohl, in diesem Jahr, auf keiner Prunksitzung fehlen, deshalb demonstrierten die Roten Husaren, dass er noch lebt. Tolle Show und wieder einmal mit dem Front-Sänger Hubert Kupper. Ein ums andere Mal zeigen die Roten Husaren, wie engagiert sie mit dem Auftrag: musikalische Gestaltung der Prunksitzung umgehen, einfach profihaft, ein extra tusch für die Band.

Die letzt Bütt war Günter Dudenhöffer vorbehalten. Er stellte sich als Fußballprofi vor. Der geniale Büttenredner, der alles immer frei vorträgt wagte wieder einmal einen Großangriff auf die Lachmuskeln. Seine Erlebnisse bei seinem Job als Fußballer waren gewohnt trocken vorgetragen. Er ist ein Bütten Ass der Rülzheimer Narren. Auch bei ihm ist es weniger der Inhalt, sondern die Attraktion liegt in der Art wie er seine Rede zelebriert. Er wechselt die Stimmlage, er betont geschickt und bewusst irreführend er kann mit dem Publikum spielen und hat es in Rülzheim schon zu einigen Zugaben gebracht. Kein Wunder also, dass er nach über 20 Jahren in der Rülzheimer Bütt nicht mehr weg zu denken ist.

Der Stecher-Garde war es einmal mehr vorbehalten das Finale zu gestalten. Grundlage der 15 Minuten Show war das Musical Grease, das sich mit Melodien der 50er gestaltet. Mit Petticoat und Lederjacken wurde das Lebensgefühl von einst, neu aufleben gelassen. Mit Non Stopp Dance konnten die Jungens und Mädels um Trainerin Nicole Moos, noch mal so richtig Stoff geben. Ein echter Höhepunkt zum Schluss einer begeisternden Sitzung. Als das Sahnehübchen des Abends wurden sie von Edi Harder bezeichnet. Zum Finale lockten die Stecher Garde noch mal die Akteure auf die Bühne ein toller Sitzungsabend ging so zu Ende.