KG Rot-Weiß "Die Stecher" e.V. Rülzheim

Ein Feuerwerk der guten Laune

Echte traditionell Rülzheimer Fasenacht mit steigender Qualität und Quantität bot die Karnevalgesellschaft ROT WEISS „Die Stecher“ in ihrer ersten diesjährigen, unter dem Motto „Indische Nacht“ stehenden Prunksitzung mit einem Sechs-Stunden Programm, das sich sehen und hören lassen konnte. Urwüchsig wie die Rülzheimer Fasenacht seit vielen Jahren ist, so eröffnete Sitzungspräsident Kurt Kupper nach dem Einmarsch der Maharadschas des Elferrates den der Musikzug „Rote Husaren“ der Freiwilligen Feuerwehr Rülzheim unter Leitung von Michael Döll mit schmissiger Marschmusik begleitete mit routinierter Originalität und dem traditionellen Zeremoniell die Sitzung.

„Salam-Hellau“ ist heuer der Rülzheimer karnevalistische Schlachtruf, den Präsident Kupper dem närrischen Auditorium erst beibringen musste, um das einziehende Prinzenpaar mit Hofstaat, Judith I. und Manfred I., orientalisch empfangen zu können (berufliche Tätigkeit beider: sie Friseuse und er Feuerwehrmann). Den Begrüßungsreden des Prinzenpaares folgte der erstmalige Gardetanz der Juniorengarde, eingeübt von Manuela Ziel. Schade, dass während des Tanzes die Technik dem Ganzen einen Streich spielte. Dafür klappte aber die Wiederholung um so besser und machte das Debüt der Juniorengarde zu einem glänzenden Erfolg. Als erster Redner in der Bütt eröffnete die Symbolfigur der Rülzheimer Fasenacht, „Der Stecher“, interpretiert von Edi Harder, dem ersten Vorsitzenden der KGR, der sich die Politik in Land und Bund vornahm und nach vielen Seiten „gestochen“ und zahlreiche politische Geschehnisse des vergangenen Jahres in Erinnerung gerufen und kommentiert hat.

Seine Einführung und Vorstellung "Der Schönste bin ich, das war der erste Stich". "Katz und Maus" hieß der Show-Tanz der Jugendgarde, bestehend aus 22 Mädchen zwischen sechs und elf Jahren, die den von ihrer Trainerin Nicole Wolff eingeübten ausdrucksvollen Tanz mit Bravour meisterten. Als Garant der guten Laune wurde GMG (Günter mit Gitarre) angesagt, dessen bereits musikalisches Spektrum über weite geographische Räume von Hawaii bis zum oberbayerischen Jodlergebiet reichte. Mit seiner Hitparade begeisterte Günter Dudenhöfer meisterhaft die Narrenschar in der Rülzheimer Dampfnudel. Dass es der KGR auch an karnevalistischem Nachwuchs nicht mangelt, bewies "Die Enkelin" Silke Mendel, die bei ihrem zweiten Büttenauftritt, routiniert wie eine alt-erfahrene Fasnachterin, aus dem Rentner-Dasein ihres Opas, dem früheren und jahrzehntelangen Sitzungspräsidenten Willi Kupper, glänzend zu plaudern wusste und reichen Applaus erntete.

Eine einmalige tänzerische Leistung bot das Tanzmariechen Sandra Gundal, die amtierende Pfalzmeisterin in dieser Sparte, die gemäß ihrem Können diesen Titel zurecht trägt. Als Automechaniker nahm Otto Mayer sich einmal die Dienstwagen zahlreicher Politiker zur Reparatur vor und verpasste dabei so manchen Seitenhieb in verschiedene Richtungen, was ihm immer wieder Beifall einbrachte. Daß die KGR mit Recht viel Wert auf das Tanzen legt, bewies das Tanzpaar Simone und Tino Ortega, die beide im Paartanzen die Titel Dritter Deutscher Meister und Dritter Europameister erringen konnten. Der Applaus zeigte, dass sie mit ihrer Leistung den beiden Titeln gerecht wurden. Als Madam Eve berichtete die Gardetänzerin Angelika Wolf halb französisch, halb deutsch über die Erschaffung des Menschen durch „Monsieur Lieben Gott der Monsieur Adam ein Kotelett entnahm und Madam Eve formte“. Zur Vertreibung aus dem Paradies kam es schließlich als „Monsieur de Gendarmerie Gabriel mit Schwert den Krutz dem Pomme fand und die beiden aus dem Paradies verbannte“. Lachsalve auf Lachsalve erntete die Madam-Eve-Interpretin. Eine tolle Schaunummer boten die Kämpfer des Karate-Clubs, die dem Publikum zahlreiche Kraftakte vorführten und Einblick in diese Kampfsportart gaben.

Gesangsgruppe hinter der Bühne

Nach der Pause: Einen Höhepunkt des Programms mit einer Superleistung der beteiligten Akteure boten die "Narrensänger", unter ihnen auch der Opernsänger Rolf Kern, der neben seiner Einübung und Begleitung an der Orgel auch eine glanzvoll gesungene Arie zu Gehör brachte. Schade, dass über gewisse Zeitspannen hinweg die gesungenen Texte wegen zu großer Lautstärke zum Teil nicht oder nur sehr schwer verständlich waren. Einen Stammplatz im Programm der Rülzheimer Prunksitzungen nimmt ganz ohne Zweifel der "Pälzer Krischer" ein, den Götz König immer wieder mit neuen Versionen interpretiert. Nicht umsonst wird er als König der Büttenredner in Rülzheim bezeichnet, den das Publikum entsprechend honoriert.

Der Gardetanz der Seniorengarde, die als Erfolgstruppe bei der Deutschen Meisterschaft und bei der Europäischen Meisterschaft jeweils den fünften Platz belegen konnte, bewirkte durch Glanzleistung der Akteure Begeisterung bei den Zuschauern. Die Bawett und der Schorsch, Yvonne Tüllmann und Gerd Bauer, sie Prinzessin der Saison 1989 und er erstmals in der Bütt, hatten sich allerhand zum Lachen anregende Geschichtchen zu erzählen, die gut beim Auditorium ankamen.

Frauenballett

Eine Show der "tanzenden Zylinder", dargeboten von der Frauentanzgruppe schien beinahe Lebewesen aus fernen Planeten zu verkörpern. Auch sie ernteten den verdienten Applaus. Ein Olympia-Heimkehrer, Günter Dudenhöfer bei seinem zweiten Auftritt, berichtete als Supersportler, der beim Boxkampf mit einem Neger schon nach dem ersten Schlag „schwarz gesehen“ habe, der auch zugab: „Ich bin nit de schnellscht´´.

Stechergarde

Ein Schautanz der Seniorengarde, die immer noch ihr Handwerk recht gut versteht, machte nochmals gegen Ende des Programms mit "Weltstadtniveau" auf sich aufmerksam mit Melodien aus verschiedenen Musicals. Zum Finale versammelten sich schließlich alle anwesenden Akteure auf der Bühne. Laut Sitzungspräsident Kupper hatten in diesem Abendprogramm 169 Akteure teilgenommen.