KG Rot-Weiß "Die Stecher" e.V. Rülzheim

Jubiläumsempfang der Narren

Die Karnevalgesellschaft rief und fast alle kamen. Zum närrischen Jubiläumsempfang der Rülzheimer Stecher, 4 mal 11 Jahre, war die Rülzheimer Dampfnudel gut gefüllt. Den Startschuss zu diesem eher feierlichen Nachmittag gab der Vorsitzende Edi Harder mit seiner Begrüßung. In gereimter Form teilte er den Anwesenden mit, was sie an diesem Nachmittag alles erwartet. Mit launigen Versen läutete der Sitzungspräsident der Gesellschaft die gute Laune ein. Das besondere Kennzeichen von Kurt Kupper ist wie eh und je eine gewaltige Stimme und ein Zwang zur guten Laune. Er wurde angekündigt als der einzige Profi-Entertainer Rülzheims, was wohl nicht zu bestreiten ist. Wie er die Gäste zum Mitmachen animiert ist unnachahmlich.

Etwas weniger euphorisch vorgetragen wurde die Chronik der Karnevalsgesellschaft. Der 1. Vorsitzende selbst übernahm diesen Part. In seinen Ausführungen wurde deutlich, dass die Narren sich auch schon vor Gründung eines Vereines in Rülzheim wohlfühlten. Erst als Unterabteilung des Radsportvereins dann aber bald unter autonomer Führung, wurde der Spaß in Rülzheim installiert. Wie so häufig in den 50er Jahren, waren so viele andere Dinge weit aus wichtiger als das närrische Treiben. Eine logische Konsequenz war nicht nur argwöhnisches Schauen auf das Treiben, sondern auch ein absoluter Überfluss an Geldknappheit. Anfang der 60er ging es dann stetig aufwärts mit den Narren. Straßenumzüge und der Umzug in die neu erbaute Turnhalle waren der Garant für den Erfolg. Schon lange mussten die Nägel aus der Vorkampagne nicht mehr gerade gekloppt werden. Vorbei war auch die Zeit, in der jeder Büttenredner den gerade erhaltenen Orden wieder hinter die Bühne bringen musste, weil man selbigen für den nächsten Akteur wieder brauchte. Harder wies darauf hin, dass 1977 zum 2 mal 11 jährigen Jubiläum die Gesellschaft sich den Schimpfnamen der Gemeinde Rülzheim: "Die Stecher´´ als Namenszusatz, aber mit anderem Sinn anfügte.

Ein besonderes Ereignis war dann das 3 mal 11 Jubiläum, wo mit großem Sommerfest und Umzug gefeiert wurde. Der Verein entwickelte dann im Gardetanzsport Meisterleistungen. Immerhin 5 Deutsche Meistertitel, einige Pfalztitel und sogar ein Europameistertitel wurde in den Jahren bis 93 geholt. Ironie des Schicksal: auf dem Höhepunkt des sportlichen Erfolgs kam es zu vereinsinternen Unstimmigkeiten. Die Folge war eine mächtige Zäsur in der Vereinsgeschichte. Fast die gesamte Tanzabteilung trennte sich nach der außerordentlichen Generalversammlung im Okt. 92 vom Verein ab. Viel Engagement der verbliebenen Mitglieder und unbändiger Überlebenswille ließ die Gesellschaft ihre bis dato größte Krise überstehen und sich neu formieren. Heute sind wieder 150 jugendliche Tänzerinnen bei der KG aktiv. Die Gesellschaft bereitet sich auf die Aufnahme ihres 666. Mitglieds in diesem Jahr vor. Besonderer Gag der Narren, unter den jetzt eintretenden Neuen wird eine vier Tage Reise verlost. Als weiteren Höhepunkt in der Geschichte der KGR ist wohl das letztjährige Heimatfest zu sehen, wo sich die Narren wieder in einem Zelt als Kreuzritter präsentierten.

Erfreulicher Weise machte Harder seiner Drohung, mindestens 45 Min zu sprechen, nicht wahr. Ebenso wenig wie der Schirmherr und Festredner des Jubiläums, Bürgermeister Karl Schwindhammer. Er, dem schon vor Jahren die Ehre zuteil kam, zum Ehrensenator der Gesellschaft erwählt zu werden, zeigte seine Verbundenheit zu diesem Verein. Seine pathetische Rede hob vor allen Dingen die verdienten Mitglieder hervor. Als ehemaliges Mitglied kennt er natürlich Wesen und Struktur bestens. Was er besonders schätzt an den "unberechenbaren " Narren, ist die Kontinuität, die Einzug gehalten hat. Dass er, ob seines Schecks, den er überreichte, über die Herkunft gefragt wurde, hat nur rein zufällig mit der Spendenaffäre seiner Partei etwas zu tun. Landrat Nisslmüller, der ihm als Redner folgte, versicherte, er habe kein Problem mit schwarzen Kassen, schließlich sei er ja anderer Coleur. Er forderte die Narren auf, wirkliche Opposition den Politikern zu machen. Den Spiegel des Till neu zu polieren, damit auf politische Missstände aufmerksam gemacht werde. Man kann es fast als Bitte deuten, verbale Ohrfeigen an die Politiker zu verteilen. Diesem Wunsch kann Folge geleistet werden.

Das Musiktheater unterbrach mit Vehemenz und Melodie. Zwar war es nur ein Ensemble des MT, nichts desto Trotz gelang es den 8 Sängerinnen einen Klangkörper der Extraklasse abzugeben. Mit flottem und modernem Gesang wussten sie immer wieder bei ihren Auftritten zu überzeugen. Unter der Leitung von Heinz Kern gelang es das Publikum zu begeistern.
Die Honoratioren des Verbandes konnten natürlich nicht fehlen, wenn ein so potenter Verein sein Jubiläum feiert. Der Vizepräsident der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine Günther Hauck wies darauf hin, wie sehr gerade in Rülzheim die Fasenacht vorbildlich organisiert werde. Der Vorsitzende der Kulturgemeinde, Karl Geeck, sprach im Namen aller Vereine seine Glückwünsche aus. Geeck unterstrich die Bedeutung der KGR in der Rülzheimer Kulturlandschaft und wähnte die Gesellschaft als einen der Aktiven Namen, die eine breite Präsenz und ein noch größeres Ansehen in der Gemeinde besäßen. In gereimter Form beglückwünschte er die Jubilarin. Im Anschluss an seine Rede überreichten 30 Rülzheimer Vereine ihr Präsent an die Gesellschaft.
Manfred Fischer, der Vorsitzende des Bezirkes Vorderpfalz, unterstrich noch einmal wie bedeutend die KGR im Verband mitwirkt. Immerhin war Rülzheim schon dreimal Ausrichter der Vorderpfälzer Fasenacht. Und dies jedes Mal in ausgezeichneter Form. Seine Worte waren so voll Power, dass eine Zuhörerin aus der ersten Reihe vom Stuhl gehauen, wurde. Er fand seinen Faden trotz dieses Vorfalls, bzw. Unfalls, wieder.
Die Juniorengarde zeigte, dass die Nachwuchsarbeit der Narren wieder in Takt ist. Der Gardetanz wurde vom Publikum gut angenommen. Erste Rakete der Kampagne. Der Sitzungspräsident beherrscht sie noch. Norbert Schulte war die etwas tragisch komische Gestalt des Nachmittags. Seine Büttenrede zeigte, wie man einen Karnevalverein führen kann. Mit allerlei Ungereimtem brachte er das Publikum ein ums andere Mal aus dem Häuschen. Die Blödelei kam gut an. Applaus und Tusch und noch ein Tusch.

Die Ehrung der verdienten Mitglieder schien ein Mammutprogramm zu werden. Die Gesellschaft zeichnete alles aus, was je irgendwo etwas für diese getan hat. Es wurden zwar Viele geehrt, jedoch wurde es nie langweilig. Auch weil Heinz Kern die richtige Musik zum Untermalen fand. Vielleicht auch, weil es sich die Gesellschaft nicht nehmen ließ ihre Gäste, fast 400 Personen während des ganzen Nachmittags gratis, (fer umme) zu verköstigen. Und dies ohne einen Sponsor, für den stetig Werbung gemacht werden musste. Die wohl eindeutig verdienten Personen, sind die, die der KGR über 44 Jahre die Treue hielten.
Der Mann, der seit 4 mal 11 Jahren aktiv dabei ist und gesondert ausgezeichnet wurde, ist Josef Wolff Hut nein Kappe ab vor so einem Einsatz. Ein Ehrenmitglied gab es schließlich auch noch, und der konnte es gar nicht fassen. Der Kassier des Vereins, Gerhard Wüst, wurde ob seiner intensiven Arbeit über viele Jahre hinweg zum Ehrenmitglied ernannt. Sichtlich gerührt nahm er diese größte Ehre an, die der Verein verleihen kann.

Der Vorsitzende bezeichnete es als das traurigste Kapitel des Mittags, und das war es auch. Die Verabschiedung des Prinzenpaares Nicole und Christian Moos. Zwar wurden ihnen artig Dankworte nachgerufen, sei es gereimt vom Enten-Trainer-Profi Kurt oder gesetzt traurig vom Vorsitzenden Edi. Es half alles nichts, Zepter und Amtskette mussten zurück. Schade. Warum können die Narren so einem Paar keine Verlängerung geben? Eben Narren.... Artig dankten die Gepeinigten auch noch und erhielten prompt einen gefährlich aussehenden Blumenstrauß und einen halbschlauen aber gerahmten Spruch.
Die Stechergarde, trainiert von der abgeschobenen Prinzessin, zeigte sich in neuem Gewand Vom Feinsten kann man da nur sagen. Die Karnevalisten zeigen einmal mehr Geschmack bei der Wahl der Kostüme. Der Gardetanz fiel bei diesem blendenden Anblick fast nicht mehr ins Gewicht. Die Stechergarde ist wieder ein verzaubernder Tanzauftritt. Gratulation KGR.
Pünktlich beendeten die Narren ihren Empfang, auf dem zwar vieles gesagt wurde, aber nie das Gefühl aufkam, dass es langweilig wurde. Bestimmt lag dies auch an den beiden Moderatoren, die zwar gänzlich verschieden, aber immer unterhaltend durchs Programm führten.