Wie bereits im letzten Heimatbrief berichtet, hat die KGR in diesem Jahr sein Prinzenpaar in Indien gesucht. Da es den Indern bei uns zu kalt war, hat der „Ehrenmaharadascha von Eschnapur“ Edi Harde einfach den „Gouverneur von Indien“ auf den Rülzheimer „Stecher Thron“ verpflichtet. Beim Krönungsball im Freizeithaus wurde das neue Herrscherpaar vorgestellt und inthronisiert. In einer Tanzpause marschierte der Elferrat mit bedeutungsvollen Mienen ein. Deutlich war die Spannung des großen Augenblicks zu spüren. Große Ereignisse schickten ihr Vorboten voraus. Sitzungspräsident Kurt Kupper kündigte an, daß er jetzt das Publikum mit seinem Rats-Krimi auf die neuen Herrscher einstellen wolle. Auf dem Höhepunkt der Spannung, behauptete er, daß der Familienname des Prinzen 14-mal und der Mädchenname der Prinzessin 29 mal im Telefonbuch stehe.
Den überraschten Elferräten drückte er ein dickes Telefonbuch in die Hände mit den Worten „Wer nit warte will der such“ und entfernte sich ohne weiteren Kommentar von der Szenerie. Dies war die zweite „Verladetour“ die sich der Anführer der Rülzheimer Narren erlaubte. Bereits am 11.11. hatte er den Narren ein „Prinzenpaar“ unter die Kappe gezaubert, was zunächst im Dorf die Gerüchteküche gewaltig zum Qualmen brachte. Nachdem sich die erhitzten Gemüter in der nächsten Tanzrunde wieder abreagiert hatten, schritt man dann erneut und dieses Mal im Ernst zur offiziellen Inthronisation und zeigte, was Sache ist. In Fortsetzung der Rateverse wurde das Publikum langsam, aber sicher auf den Beruf, die Abstammung und die Freizeitgestaltung der „Auserkorenen“ hingewiesen. Die Hinweise gipfelten in der Feststellung „wir empfangen jetzt mit viel Getöse, den Feuerwehrhauptmann, gleich mit Frisöse. In Indien war er Gouverneur, drum ist ere kein Inder sondern ein Sir.“
Unter Anlehnung auf die Herrschaft der Engländer in der Kolonialzeit in Indien erschien dann ein Ehrengeleit der KGR mit indischem Gefolge und die Krönung des Ganzen, - das neue Prinzenpaar. Der Prinz in prächtiger Uniform eines englischen Offizieres mit Schleppsäbel, nach Vorbildern aus indischen Monumentalfilmen aus dieser Zeit. Die Prinzessin in einem wahrhaft märchenhaften knallgelben Abendkleid. Das Publikum war begeistert und spendete minutenlang Begrüßungsapplaus für ein Paar, das aus den Reihen der aktiven Karnevalisten stammt.
Mit diesem Auftritt setzt das neue Prinzenpaar die eingeleitete Entwicklung beispielhaft fort, dem jeweiligen Motto angepaßt in Erscheinung zu treten. Nachdem der 1. Vorsitzende der Gesellschaft Edi Harder als „Ehrenmaharadscha von Eschnapur“ den „Gouverneur von Indien“ durch Verleihung von Prinzenkette, Orden und Zepter zum 35. Prinzen von Rülzheim ernannt hatte stellte Sitzungspräsident Kurt Kupper das Paar unter seinem Herrschernamen vor:
„Der Gouverneur von Indien Seine Lordschaft Sir Manfred I., fortan Prinz zu Rülzheim, Earl zu Hoppelgass, aus dem Stamme Leingangischer Bachgässler und Waschgassen-Johanner, Kommandeur das königlich Wachbataillions »Feuer-Teufel« auf der grünen Stern-Insel. Ehrenhalber Versorgungs-Maharadscha der KG-Rot-Weiß Rülzheim »Die Stecher«. Sproß des Ehren-Tamboumajors der Königlich Roten Husaren welcher stationiert bei der Moby-Dick Armee.“
Die liebreizende Gattin des Gouverneus von Indien Lady Judith fortan Prinzessin Judith I., Herzogin von Strehl, Gräfin von und zu Hoppelgass aus dem Stamme der Liebel-Schütze. Königliche Hofdirektice für Kosmetik, Biostetik und New-Beauty-Line. Star der weltberühmten Rülzheimer Narren-Sänger, Sproß der Hair-Styl-Family Schüssler Karl, welches Ehrenmitglied der Hochwerten Stecher Gesellschaft und Ex-Direktor der Rülzheimer Narren-Bahn.“
Nachdem die Narren nun die neuen Herrscher vorgestellt hatten, wurde der Bürgermeister kategorisch aufgefordert, mindestens bis Aschermittwoch die „Indische Monarchie und die englische Feudal-Herrschaft“ anzuerkennen.
Bürgermeister Helmut Braun leistete erfreulicherweise keinen Widerstand und überreichte mit launigen Worten den Rathausschlüssel und der Prinzessin ein schönes Blumengebinde. Als Dank für seine Unterwerfung erhielt er aus der Hand der liebreizen Tollität den ersten Prinzenorden der Kampagne!
In seiner proklamatorischen Antrittsrede erklärte seine Lordschaft Prinz Manfred I. daß er als Gouverneur von Indien von Ihrer Majestät der Königin von England dazu beurlaubt wurde in Rülzheim als Prinz zu residieren. Seine Proklamation sei. schnellstens indische Sitten und Gebräuche in Rülzheim einzuführen. Zu diesem Zweck ernannte er die überglücklichen Elferräte zu Maharadschas. Sie haben dafür zu sorgen, daß in Rülzheim bis zum Aschermittwoch nur noch mit „Salam“ und einer tiefen Verbeugung gegrüßt wird. Bei Anwesenheit des Prinzen sei dem „Salami“ noch ein „Helau“ anzuhängen.
Prinzessin Judith I erklärte die europäische Kleiderordnung während der ganzen Kampagne als außer Kraft gesetzt. Den Damen empfahl die Prinzessin einen Punkt auf der Stirn zu tragen, als Schutz vor den neu ernannten Maharadschas, die sich jetzt sicherlich einen Harem zulegen wollen. Sie wünschten Ihren Untertanen viele wunderschöne indische Nächte und tagsüber viel Zeit zum Ausruhen. Nachdem die Elferräte knieend Turban und Orden und Kuss von Ihrer neuen Herrscherin empfangen hatte, legte die „Stechergarde“ das Aushängeschild der KGR ihren neuen Gardetanz auf das Parkett, was einen tollen Applaus einbrachte. Musikalität, Präzession, Choreografie und vor allem die auf 20 Mädchen aufgestockte Formation lassen auf gute Turniererfolge hoffen.
Standesgemäß schritt dann seine Lordschaft Sir Manfred und Lady Judith zum Ehrentanz. Natürlich wurde auch hier englische Tradition gezeigt und bei einem „English-Walz“ nochmals die ganze Aufmachung ins „rechte Licht“ gebracht.
