KG Rot-Weiß "Die Stecher" e.V. Rülzheim

Saison 1970

Eine Jugendprinzengarde mit 10 Mädchen wird gegründet und für 1.700 DM Uniformen angeschafft. Die Prinzengarde tanzt nicht nur beim Krönungsball und der Prunksitzung, sondern ebenso beim Altennachmittag sowie bei der Feier des GV Männerchors. Erstmalig wird der Ball des Prinzenpaares durchgeführt. Nach langen Diskussionen der Kulturgemeinde wird dem Sportverein und der Karnevalsgesellschaft die Ausrichtung des Heimatfestes übertragen. Das Festzelt am Waldrand am Anfang der Straße „Helle Eichen“ erfordert vor und nach den 3 Festtagen viel Arbeit. Mit zwei Bussen wird ein Ausflug für die Aktiven nach Heidelberg mit Neckarfahrt organisiert.

Großer Krönungsball beginnt heute um 20.11 in der Festhalle
Die Rülzheimer lieben es, ihr Prinzenpaar mit dem Nimbus des Geheimnisvollen zu umgeben. Aber in all den vergangenen Jahren war die Wahrheit durchgesickert, und die Personalien der Tollitäten waren der Öffentlichkeit bekannt geworden. In diesem Jahre haben der Vorsitzende Oskar Büchle und sein Stellvertreter Alois Fichtenkamm sich geschworen, daß der Prinz und seine holde Gemahlin, sich erst am Tage ihrer Krönung, dem staunenden Publikum vorstellen werden.
Sind es besondere Umstände, die diese übertriebene Geheimhaltung rechtfertigen, oder ist es wieder einmal einer der Einfälle, für die der Rülzheimer Narrenboß bekannt ist? Eines ist sicher, noch in keinem Jahre wurde dem Krönungsball intensiv entgegengefiebert wie dem Ereignis an diesem Wochenende. Der Ball beginnt um 20.11 Uhr.

Eine Schaumspeise närrischen Humors servierte die Karnevalgesellschaft Rülzheim bei ihrem Büttenabend am Samstag in der bis auf den letzten Platz besetzten Turnhalle der Volksschule. Die Karnevalisten hatten ein Programm auf die Beine gestellt, das sich sehen und hören lassen konnte. Eine muntere Schar im Saal, deren Lachmuskeln ohne Unterbrechung in Anspruch genommen wurde, war der schönste „Lohn" für die Rülzheimer Narren, die keine Mühe und Arbeit gescheut hatten, diesen Büttenabend zu veranstalten.

In diesem Jahr findet in Rülzheim kein Fastnachtsumzug statt. Man verzichtet darauf, weil zum Heimatfest, das am 4., 5. und 6. Juli stattfindet, ein großer Umzug gestartet wird. Die Karnevalsgesellschaft „Rot-Weiß" weist darauf hin, daß jedoch der „Rülzheimer Narrenexpreß" wie in jedem Jahr verkehrt. Außerdem sei über die drei tollen Tage hinweg im alten Schulhaus wieder Wirtschaftsbetrieb durch die KGR.

Die Saison war kurz, und eine Vielfalt von Arbeit war in diesen wenigen Tagen des Januars auf die Karnevalisten zugekommen. Die Kulturgemeinde hat sich dafür eingesetzt, dass sich keine Veranstaltungen überschneiden, aber in diesem Jahre nutzte auch die beste Organisation nichts, um die Fülle der Veranstaltungen auf einen Nenner zu bringen. Die mehr als zwanzig Vereine und Vereinigungen, die der Kulturgemeinde angehören, haben untereinander das beste Einvernehmen, und sicherlich wäre in diesem Jahre mancher Freund der geselligen Muse da oder dort hingegangen, wenn nicht verschiedene Veranstaltungen auf den gleichen Termin gefallen wären. Das gute Einvernehmen der Vereine wurde durch diese Terminschwierigkeiten jedoch nicht gefährdet. Wenn es nicht zu vermeiden war, dass zwei Veranstaltungen auf einen Tag fielen, dann haben Abordnungen der Vorstandschaft einander besucht und den guten Geist kameradschaftlicher Verbundenheit offen bekundet.

Narren hat es immer schon auf dieser Welt gegeben, und die Narrheit ist so alt wie die Menschheit selbst. Auch in unserem Dorf fehlen die Narren nicht, und viele ließen sich ihre Narrheit etwas kosten. Die Form jedoch, in der die närrischen Belange heute vom Karnevalverein wahrgenommen werden, ist eine sehr ernste Angelegenheit, denn die Organisation des Karnevals kostet Zeit und Geld. Diese Tatsachen dürften wohl auch die Ursache für einen häufigen Führungswechsel sein.