Luxusliner der Karnevalsgesellschaft „Die Stecher" ging auf närrische Reise - Nachwuchs in der Bütt
Beladen mit einer feurigen Mischung aus spritzigem Humor und guter Laune legte das Rülzheimer Narrenschiff, gesteuert von den „Narren" der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß-Rülzheim „Die Stecher" (KGR), ab zu einer mehrstündigen Narrenreise. Der Luxusliner, genauer gesagt das Rülzheimer Freizeithaus, war über die Toppen geflaggt und mit vollendeter Raffinesse ins richtige Licht getaucht.
Für die gute Stimmung an Bord sorgte wiederum der Musikzug „Rote Husaren" der Freiwilligen Feuerwehr Rülzheim unter der Stabführung von Norbert Leingang. Nach dem Einmarsch des Herrscherpaares und der „Schiffsbesatzung", also den Elferräten und den beiden Garden, konnte KGR-Präsident Karl Heinz Pfeifer ein „volles Haus" begrüßen, darunter drei voll besetzte Busse aus dem nordbadischen Raum.
Den Anfang des Narrenreigens machte die kleine Nicole Wolff mit einem gut gesprochenen Prolog. Mit dem Vortrag „Humor ist, wenn man trotzdem lacht" nahm der Senior der Rülzheimer Büttenredner, Alois Johann, mit 75 Jahren Abschied von der Bütt. Sitzungspräsident Willi Kupper, nach einjähriger Pause wieder auf dem Platz des Narrenschiffskapitäns und KGR-Präsident Pfeifer würdigten die geleistete Arbeit des ältesten Rülzheimer Büttenredners durch die Überreichung eines gerahmten Wahlspruches.
Simone Laas, die sich immer mehr zum Nachwuchsstar der Büttenredner mausert, setzte das Programm fort. Der Führerscheinentzug ergab für ihre Eltern Probleme, die wahre Beifallsstürme auslösten, womit die erste Rakete des Abends gestartet werden mußte. Die zweite Rakete ließ nicht lange auf sich warten. Der Tanz der Frauen entpuppte sich als eine tolle „Micky-Maus-Viecherei".
Ursula Miesl und Hildegard Kupper als Frau Tatterisch und Frau Knatisch boten ein zwergfellerschütterndes Zwiegespräch, das ebenfalls mit einer Rakete belohnt wurde. Der Schautanz der kleinen Garde, die als Babys kostümiert waren, war wiederum ein Volltreffer für die kleinen Mädchen und ihre Tanzmeisterin Karin Frank.
Die gemischte Gesangsgruppe, seit Jahren das Paradestück der Rülzheimer Fasenacht, hatte sich das Thema „Deutsche Konjunktur" vorgeknöpft. „Keine Arbeit, zu viel Freizeit, und das bringt Schwarzarbeit" zog sich als roter Faden durch ihre Darbietung. Karl-Heinz Pfeifer, der Chef dieser Gruppe, kam als Straßendirne und als Schwester der Heilsarmee nicht an einer Zugabe vorbei.
Nachdem das Rülzheimer Narrenschiff nach einer Verschnaufpause sowohl für das Publikum als auch für die Aktiven, in der Nachschub gebunkert werden konnte, wieder auslief, kam es auch sofort in hohen Wellengang. Michael Johann sorgte durch seinen Auftritt dafür, daß auch der letzte der Passagiere in Stimmung kam. Mit seiner Parodie des Ohrwurms „Polonaise Blankenese" und seiner Imitation von dessen Interpreten Gottlieb Wendehals, ließ er die Wogen der guten Laune höher und höher schlagen. Er ist ein Nachwuchsstar, der durch seinen Vater - vor zehn Jahren selbst in der Bütt - erblich vorbelastet ist.
Beim Tanz der großen Garde präsentierte diese dem staunenden Publikum ihre neuen Uniformen im Stile des Jägers aus Kurpfalz und glänzten durch eine hervorragende Choreographie. Als eine Frau, die darauf aus ist, Bundeskanzler zu werden, debütierte Käthe Röther in der Rülzheimer Bütt und empfahl sich durchaus für weitere Aufgaben.
Schöne Zeichnungen und private Anekdoten aus dem Ortsgeschehen sind die Stärken der Bänkelsänger Karl-Heinz Pfeifer und Norbert Kerner, die sich über Beifall nicht beklagen konnten. Sie nahmen die durchaus nicht uninteressante Ortspolitik der letzten Monate genauer un¬ter die Lupe.
Dietmar Steiner stellte sich als Freizeitberater vor, der zahlreiche Rezepte für eine sinnvolle Freizeitgestaltung parat hatte. Als Engel und Teufel stellten sich die altbewährten Büttenkanonen Petra Kerner und Werner Nuber mit schauspielerischen Leckerbissen ganz besonderer Prägung vor.
„Ein Elfenreigen aus der Karibik", dar-geboten von der großen Garde, war ein Au-genschmaus für das Publikum. In altbekannter und gekonnter Manier strapazierte Gottfried Doll als „Blödel" wieder die Lachmuskeln der Gäste.
Bevor das große Finale auf dem Programm stand und das Rülzheimer Narrenschiff nach mehr als fünf Stunden wieder an der Pier des Rülzheimer Freizeitzentrums festmachte, hatte sich das Männerballett wieder zum Höhepunkt des Abends gesteigert. Märchenbilder aus Tausendundeiner Nacht, für die der Rülzheimer Maler und Grafiker Werner Brand verantwortlich zeichnete, begeisterten das Publikum ebenso wie die graziösen Männerbeine, die spielerisch leicht über die Bühne „stampften". Ein gelungener Abschluß eines langen Abends, bei dem die Wellen der guten Laune öfter über die Reling schlugen.