KG Rot-Weiß "Die Stecher" e.V. Rülzheim

Rülzheimer Karneval wird immer besser

Niemand hätte es gewagt, diesen Satz auszusprechen, bevor die Ereignisse dieser Saison abgerollt waren. Wie sonst im Leben gibt es auch bei den Karnevalisten Ereignisse und Höhepunkte, die schlechthin nicht mehr übertroffen werden können. Das Bestreben, den Reigen der Veranstaltungen noch glanzvoller zu gestalten, die einzelnen Darbietungen noch zu verbessern, ist und muss ja immer vorhanden sein, aber, dass es nicht beim Wollen bleibt, sondern dass dies wirklich gelingt, ist das Phänomen eines schon seit einer Reihe von Jahren andauernden Aufstiegs. Spannung und Überraschung sind Bestandteile guter Propaganda.

In diesem Jahre gelang wieder besonders gut die Geheimhaltung des Prinzenpaares. Schon mehr als einmal wurde das Prinzenpaar erst in allerletzter Minute für die hohe Ehre der närrischen Regentschaft verpflichtet. Deshalb haben die Rülzheimer Karnevalisten aus der Not eine Tugend gemacht, indem die Namen der Tollitäten geheim gehalten werden. Diese Tatsache hat nicht unerheblich dazu beigetragen, den Krönungsball zum beherrschenden Ereignis des Rülzheimer Gesellschaftslebens werden zu lassen. Die Turnhalle war auch in diesem Jahre dem Ansturm der Interessenten kaum gewachsen. Alles was Rang und Namen hat im öffentlichen Leben unserer Gemeinde durfte bei diesem Hochfest der Narretei nicht fehlen, denn die Rülzheimer Damenwelt hat an keinem Tage des Jahres eine bessere Gelegenheit, ihre neue Garderobe der staunenden Umwelt zu präsentieren. Ein sehr großes Kontingent stellten auswärtige Besucher, und gerade von diesen konnte man immer wieder Ausrufe des Staunens und der Anerkennung über die Ausstattung und besonders die Beleuchtung des Saales hören.

Vor dem Einzug der Tollitäten erfreuten die neu eingekleideten Prinzengarden das Auge der Besucher. Die Kostümierung hat den Verein viel Geld gekostet, aber dieses Geld trägt bereits gute Zinsen, denn beide Gruppen, die kleineren und die größeren Mädchen, konnten bereits hervorragende Erfolge erzielen. Bei den international beschickten Garde-Tanz-Turnieren in Haßloch und Ludwigshafen wurden die großen Mädchen jeweils Zweite hinter „Schlotte Schiff er Stadt", während die kleinen unter 10 Gruppen beide Male den vierten Preis erringen konnten. Diese Erfolge sind um so höher zu bewerten, weil alle anderen Teilnehmer aus den karnevalistischen Hochburgen von Rhein, Oberbaden und aus Frankreich kamen. Die von dem Tanzlehrer-Ehepaar Buttweiler aus Germersheim einstudierten Tänze wurden nach der Krönungszeremonie auf der Tanzfläche zu Ehren des Prinzenpaares dargeboten und von allen Anwesenden jubelnd applaudiert.

Erst mit dem Einzug des Prinzenpaares hatte das Rätselraten ein Ende, das seit Monaten die närrischen Gemüter erregte, und das junge Ehepaar hatte im Sturm die Herzen der Rülzheimer Narren erobert. Seine Tollität heißt mit bürgerlichem Namen Edmund Eckel, von Beruf Zimmermann, und stammt aus Offenbach bei Landau. Ihre Lieblichkeit, Renate I., Kaufmannstochter aus Rülzheim, hörte vor ihrer Verheiratung auf den Familiennamen Zimmermann, ein wirklich netter Zusammenhang.

Das absolute Großereignis waren auch in diesem Jahre wieder die beiden bis auf den letzten Platz ausverkauften Prunksitzungen. Hier bot sich den Besuchern in der Darbietung und in der Gestaltung des Programms eine Steigerung, die auch der größte Optimist nie für möglich gehalten hätte. Dem Zuge der Zeit folgend, wurde die Zahl der Büttenreden etwas eingeschränkt und dafür die Schaunummern mehr in den Vordergrund gerückt. Durch diese Maßnahme hat man die Jugend und ganz besonders die Frauen sehr stark in das direkte Geschehen mit einbezogen. Die Enge des zur Verfügung stehenden Raumes erlaubt dem Schreiber dieser Zeilen nicht, auf die einzelnen Vorträge näher einzugehen, aber ich glaube, dass alle Zuschauer mit mir einig sind in der Feststellung: So schön wie in diesem Jahre war es noch nie! Der Traum vieler Jahre ist in dieser Saison Wirklichkeit geworden, ein gemischter Chor, der auf Anhieb alle Erwartungen übertraf. Wenn das Rülzheimer Bad „Stöckenbronn" (von Hans Kaufmann) so einschlägt, wie es diese prächtige Gruppe gesanglich darstellte, dann braucht Rülzheim um seine Zukunft nicht zu bangen.

Auch bei allen anderen Darbietungen gab es viel Licht und kaum einen Schatten. Für das Licht sorgten die im Elferrat engagierten Elektriker unter der Leitung von Seppl Wolff. Die von diesen Männern geschaffenen raffinierten Lichteffekte ließen die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwinden. Auch das Licht in dem auf die Darbietungen bezogenen Sinne leuchtete strahlend hell. Das sachverständige Publikum bedachte jeden Auftritt mit stürmischem Applaus. Ein Gesamtlob allen, die dazu beigetragen haben, diese beiden Prunksitzungen zum großartigsten Ereignis in der Geschichte des Rülzheimer Karnevals werden zu lassen.

Namen kann ich keine nennen, denn vom Vorstand bis zu den Helferinnen in der Küche gäbe dies eine Liste von mehr als 100 aktiv tätigen Personen. Die Musik der Freiwilligen Feuerwehr unter der Stabführung von Norbert Leingang war hervorragend, das Publikum, wie bereits erwähnt, diszipliniert und beifallsfreudig, und die Karnevalisten waren zufrieden, weil sie anderen Freude (sehr viel Freude) bereiten durften. Nur die Tageszeitung „Rheinpfalz" hat uns in diesem Jahre mit ihrer Berichterstattung sehr stiefmütterlich behandelt, und das war unverdientermaßen ein bitterer Wermutstropfen im Freudenbecher der Saison.