KG Rot-Weiß "Die Stecher" e.V. Rülzheim

Die Gründungsgeschichte ist in einem Protokoll vom 30.03.1956 festgehalten. Diese aufgrund von Versäumnissen nachträglich vom 1. Vorsitzenden Hans Kaufmann und dem Schriftführer Willi Kuhn verfasste Chronik billigte der Ausschuss einstimmig, was das Protokoll vom 19.04.1956 dokumentiert.

Nachfolgend ein Auszug aus der Niederschrift vom März 1956:
„Um nach 20-jähriger karnevalistischer Pause, in Rülzheim endlich einmal in dieser Beziehung wieder etwas zu bieten, hatte der Radsportverein e.V. Rülzheim in der Saison 1954/55 und zwar am 30.1.1955 den Entschluß gefaßt, in Verbindung mit dem Karnevalverein „Schlotte“ Schifferstadt, eine Prunksitzung zu arrangieren. Diese Veranstaltung wurde nach Ablehnung des Jugendheimes durch die zuständigen Stellen im Hotel Victoria abgehalten. Als Prinzessin fungierte Maria Seelinger. Vortragende waren Kaufmann Hans, Boltz Hans, Kupper Willi, Wolff Josef.
Nachdem dieser karnevalistische Höhepunkt sehr großen Anklang und sehr großes Interesse bei der Rülzheimer Bevölkerung hervorgerufen hatte, wurde im November 1955 wiederum eine solche geplant. Die Initiatoren Kaufmann Hans und Kuhn Willi versuchten nach dem vorhergegangenen Erfolg wiederum über den Radsportverein eine karnevalistische Saison aufzuziehen. Nach Rücksprache mit den Vorstandsmitgliedern des R.S.V. erklärte sich dieser auch dazu bereit. In einer weiteren Sitzung des oben genannten Vereins wurde dann die Ernennung des Elferrates und der einzelnen untergeordneten Funktionen vorgenommen.
Der Elferrat wurde wie folgt zusammengestellt: Sitzungspräsident Kupper Willi, Vizepräsident Böhm Rudi, Minister Niebergall Richard, Wolff August, Dreyer Ludwig, Johann Hermann, Johann Oskar, Wagner Edgar, Reis Eduard, Reichling Max, Brust Otto.
Zum vorläufigen Vorstand und gleichzeitig Vergnügungsausschußvorsitzenden wurde Kaufmann Hans bestellt.
Weiter gehörten dem Vergnügungsausschuß an: Kuhn Willi, Dollt Max, Wolff Josef, Gast Eduard. Zum Prinzen Karneval wurde ernannt: Wolff Josef.
In die Prinzengarde wurden aufgenommen: Völkel Hildegard, Völkel Riga, Bahlinger Helga, Stein Gitta, Klaus Magret, Hitschler Magret, Baumann Luzie, Völkel Martha, Kuntz Anita, Hirsch Maria, Müller Roswita.“

Leider war es dann wegen Missverständnissen nicht möglich, die Veranstaltung so wie geplant durchzuführen, so dass die Karnevalsabteilung die Initiative ergriff und einen eigenen Verein, die „Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Rülzheim“ gründete. Wie aus dem Protokoll vom 19.04.1956 weiter hervorgeht, wählte man als vorläufigen 1. Vorsitzenden Hans Kaufmann, als 2. Vorsitzenden Oskar Johann. Das Amt des Schriftführers übernahm Willi Kupper I. und Rudi Böhm, der Bäckermeister aus der Zeppelinstraße, kümmerte sich um die Finanzen.

1965 Elferrat vor dem Narrenexpress
1965 - Elferrat vor dem Narrenexpress

Im ersten Jahr konnte er einen Kassenbestand von 236,49 DM verbuchen, der sich im folgenden Jahr auf 650 DM erhöhte. In den kommenden Jahren entwickelte
sich der Kassenbestand weiter positiv. So konnte der Kassier August Wolff im Jahre 1961 einen Kassenbestand von 1100 DM verkünden. Der Verein hatte nun 155 Mitglieder, davon wirkten rund 40 aktiv mit.
Die Anfangsjahre waren von ständigen Vorstandswechseln geprägt. Hans Kaufmann, Richard Niebergall, Edelbert Deutsch, Bernhard Hellmann, Hans Kaufmann und wieder Bernhard Hellmann, so lauten die Unterschriften der Vorstände unter den Protokollen der Ausschusssitzungen. Erst mit der Wahl von Oskar Büchle im Jahre 1966 sollte für die nächsten Jahre eine Beruhigung an der Führungsspitze eintreten. Neun Jahre prägte er das Gesicht der KGR, unter Mithilfe seiner gesamten Familie. Phillip Reiß, Norbert Brust, Josef Wolff, Karl Heinz Pfeifer und Alois Fichtenkamm ergänzten die Mannschaft um Oskar Büchle.

1967 - Elferrat mit den neuen Uniformen
1967 - Elferrat mit den neuen Uniformen

Im Jahre 1973 forderte das Registergericht des Amtsgerichts Landau eine umfassende Neufassung der Satzung. Der 1. Vorsitzende erarbeitete mit dem Landauer Rechtsanwalt Reinhard eine neue Satzung, deren Grundzüge mit einem vierköpfigen Vorstand, einem Beirat aus 15 Personen und einem Ehrenrat sowie einer Wahlperiode von 3 Jahren lange Zeit Bestand hatte. Im Jahre 1977 ergänzten die Karnevalisten den Vereinsnamen mit dem Zusatz „Die Stecher“. Erst im Jahre 1990 wurde die Satzung wegen der Gemeinnützigkeit neugestaltet, sie behielt aber weiterhin die Organisationsstruktur bei. Es dauerte bis zum Jahre 2012, um eine strukturelle Organisationsänderung in einer neuen Satzung zu verankern. Die Vorstandschaft besteht seither aus dem 1. Vorsitzenden, dem 2. Vorsitzenden, dem 1. Rechnungsführer, dem 2. Rechnungsführer, dem Schriftführer, dem Protokollführer sowie einem erweiterten Vorstand aus zehn Personen, die alle gleiches Stimmrecht besitzen und auf zwei Jahre gewählt werden. Im Jahre 2019 ergänzte man die Struktur noch durch einen weiteren 2. Vorsitzenden, um die nicht unerhebliche Arbeitsbelastung bei der Führung des Vereins auf mehrere Schultern verteilen zu können.

Im Jahre 1975 übernahm Karl Heinz Pfeifer für die nächsten zehn Jahre die Leitung der Karnevalisten. Ein Vollblutfastnachter, der mit seinen Büttenreden und Gesangsauftritten maßgeblich zum Erfolg der Prunksitzungen beitrug. Mit ihm tauchten weitere Namen in den Protokollen der damaligen Zeit auf, wie Eduard Herrmann als neuer Schriftführer oder Peter Bißon, Norbert Kerner, Helmut Niebergall, Günther Franck, Rudi Weber, Norbert Jochim oder Heinz Bräunig, die in den nächsten Jahren den Beirat verstärkten. Die Mitgliederzahl war in der Zwischenzeit auf 220 Personen angewachsen, wobei rund 100 Mitglieder den Verein aktiv unterstützten. Auch wenn die Vereinsleitung für lange Jahre aus den gleichen Personen bestand, so wechselte die Zusammensetzung des Beirates häufig. Oft waren es ehemalige Prinzen, die nach ihrem Regentschaftsjahr in den Reihen der KGR-Aktiven blieben.

Bei den Neuwahlen 1982 kam es zu einem historischen Ereignis, durchbrachen doch erstmalig einige aktive Frauen die Domäne der Männer-Herrschaft im Beirat der KGR. Gardetrainerin Karin Milli-Franck und Ursula Wolff waren die ersten weiblichen Beiratsmitglieder, zu denen sich später Petra Kerner, Edith Dreyer und Hildegard Mendel gesellten. Heute ist fast schon eine fünfzigprozentige Frauenquote in der Vorstandschaft der KGR erreicht.

Bei den Wahlen im Jahre 1985 gab es einen harten Einschnitt, denn der komplette Vorstand kandidierte nicht mehr. Edi Harder übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden, zusammen mit Dietmar Steiner als seinem Stellvertreter. Gerhard Wüst als Schatzmeister und Manfred Wolff als Schriftführer ergänzten das neue Gremium an der Vereinsspitze. Wie sich über die Jahre herausstellen sollte, eine langfristige Konstellation. Nur der 2. Vorsitzende wechselte in den nächsten 25 Jahren von Dietmar Steiner zu Norbert Weber, Manfred Leingang und 1996 zu Ursula Wolff, die erst 2008 das Amt an Thomas Ehses übergab.

1987 "Dampfnudelschweitzer" mit Elferrat
"Dampfnudelschweitzer" mit Elferrat

Edi Harder blieb 27 Jahre der erste Vorsitzende und leistete in seiner Amtszeit Beachtliches. In seine Amtszeit fiel der Bau zweier Vereinsheime und der Stecherhütte. Darüber hinaus setzte er zahlreiche karnevalistische Impulse, ob als Büttenredner, Sänger, Texter, Tänzer im Männerballett oder als Sitzungspräsident.
Immer wieder erschienen neue Namen in den Protokollen der KGR, die zum Teil über viele Jahre aktiv in der Vorstandschaft mitwirkten, wie Jürgen Rund, Ralf Diehl, Klaus Tüllmann, Günter Seither, Bernd Kupper, Claus Kupper, Herbert Brugger, Gabi Bulliger, Alwin Fischer, Dieter Kupper, Klaus Pahle, Stefan Schlindwein oder Dieter Bouché.

Im Jahre 2000 konnte die KGR mit 340 weiblichen Mitgliedern und 325 männlichen Mitgliedern erstmalig eine Mehrheit von weiblichen Mitgliedern in ihren Reihen begrüßen. Dieser Trend hat sich bis heute fortgesetzt.
Im Jahre 2012 übernahm Yvonne Tüllmann als erste Frau das Amt der 1. Vorsitzenden und Stefan Schöneich das des Schriftführers. Als Bernd Fischer 2014 nach vier Jahren vom Amt des 2. Vorsitzenden durch Anna-Maria Müller-Bartl abgelöst wurde, hatte die KGR für eine Wahlperiode eine weibliche Doppelspitze. Im gleichen Jahr löste Michael Gadinger den langjährigen Rechnungsführer Gerhard Wüst ab. Auf Yvonne Tüllmann folgte Martin Olfens als 1. Vorsitzender und Jürgen Rund übernahm den Posten des 2. Vorsitzenden. Seit dem Tod von Stefan Schöneich übernahm Ralf Diehl das Amt des Schriftführers.

(Auszug aus dem Festbuch zum 6x11 jährigen Jubiläum)

Tanzgarde von 1965

Schon bei dem 1. Hofball konnten die Rülzheimer Fastnachter mit einer Prinzengarde aus 11 Mädchen aufwarten. Wegen der noch leeren Vereinskasse streckten die Elferratsmitglieder das Geld für die ersten, von der Rülzheimer Firma Gütermann und Haug angefertigten Kostüme vor. Die nach der Meinung der Vorstandschaft erforderliche Vervollständigung der Kostüme durch einen Degen erfolgte laut Protokoll im August 1957.

1956 - Prinzengarde beim Hofball
1956 - Prinzengarde beim Hofball
1958 - Prinzengarde bei der Erstürmung des Rathauses
1958 - Prinzengarde bei der Erstürmung des Rathauses

Die allseits beliebte Prinzengarde präsentierte 1958 mit Margret Hitschler ein Tanzmariechen, das sich eigens hierfür einen Plisseerock in Mainz fertigen ließ, wie der Chronik vom 3x11-jährigen Jubiläum zu entnehmen ist. Wobei die Suche nach tänzerischen Auftritten der Prinzengarde im Programm der Prunksitzungen vergeblich ist, was vermutlich der sehr kleinen Bühne zu schulden war. Die Zahl der Gardistinnen beizubehalten, stellte sich als schwierig heraus. So wird in den Niederschriften der damaligen Zeit immer wieder auf die Werbung neuer Mädchen für die Prinzengarde hingewiesen. Im Dezember des Jahres 1960 war dann im Protokoll vermerkt: „Die Prinzengarde wird bis zum nächsten Jahr ad acta gelegt. Für den Hofball steht aber die Prinzengarde aus Germersheim zur Verfügung.“

Es sollte bis ins Jahr 1965 dauern, um bei den Prunksitzungen mit ihrer Kommandeuse Karin Franck eine neue Prinzengarde zu präsentieren, die dem Programm mehrere Tänze beisteuerte.

1965 - Prinzengarde mit Prinz Gerhard I.
1965 - Prinzengarde mit Prinz Gerhard I.

Noch im gleichen Jahr stellt die KGR eine Anfrage an den Verband, ob es denn nun möglich sei, Mädchen unter 18 Jahre in die Prinzengarde aufzunehmen. Die Antwort des Verbandes bestätigte die Entscheidung des Landkreistages Rheinland-Pfalz, der die Mitwirkung Jugendlicher zuließ, solange keine Entlohnung stattfand. Trotzdem vermerkte der Protokollführer zum Ende des Jahres, dass nur sieben Mädchen und ein Tanzoffizier für die nächsten Auftritte übten. Mit Tanzoffizier Gerhard Dreyer, der die Leitung der Gruppe übernahm, und Karin Franck hatte die Prinzengarde zusätzlich ein Tanzpaar für ihre zahlreichen Auftritte in Rülzheim und der Umgebung.

Ab der Saison 1968/69 übernahm Anton Buttweiler aus Germersheim das Training. Er trainierte ebenfalls die 1970 neu gebildete Kindergarde, die aus 10 Mädchen bestand. Mit der Gründung der Kindergarde waren die Sorgen um die fehlenden Mädchen für die Garde vorbei. Erstmalig trat bei den Prunksitzungen ein aus Elferratsmitgliedern bestehendes Männerballett auf, dessen Tanz „Haremsdamen" Karin Franck einstudierte. Angestachelt durch den Erfolg der Männer, trat in der darauffolgenden Kampagne erstmalig ein Frauenballett, bestehend aus den Ehefrauen der Elferräte sowie verstärkt durch einige weitere Frauen, mit einem „Can Can“ Tanz auf. Die zehn Frauen präsentierten eine wirklich gelungene Darbietung, sodass sie nicht ohne Zugabe von der Bühne gingen.

1972 - ein Teil der Kindergarde beim Krönungsball
1972 - ein Teil der Kindergarde beim Krönungsball

Das Jahr 1971 brachte ein weiteres besonderes Ereignis. Gleich zum Jahresauftakt ging die Kindergarde beim 9. Gardetanz Turnier des KV Hans Warsch in der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle an den Start und erreichte auf Anhieb den 2. Platz. Für die folgende Saison stockte die KGR die Kindergarde auf 12 Mädchen auf. Als die Vorstandschaft im Jahre 1972 den Kauf neuer Kostüme beschloss, hatte die KGR die Möglichkeit, eine zweite Kindergarde ins Leben zu rufen. Beim Tanzturnier in Ingelheim im Januar 1972 erreichte die Kindergarde I den 2. Platz, dazu noch den 4. Platz mit der neuen Kindergarde II. Trotz der Vize-Pfalzmeisterschaft im gleichen Jahr sowie weiteren Turnierteilnahmen im folgenden Jahr in Speyer und Wachenheim, schlief der sportliche Ehrgeiz für die kommenden Jahre ein. 1974 bildete sich aus den älteren Mädchen eine Pop-Schautanzgruppe. Nach der Saison 1975 wollte die Familie Buttweiler auf eigenen Wunsch das Training der verschiedenen Truppen nicht weiterführen. Das Einstudieren der Tänze übernahm daraufhin Karin Milli-Franck.

1973 - Kindergarde beim Tanzturnier in Ludwigshafen
1973 - Kindergarde beim Tanzturnier in Ludwigshafen

Für die Saison 1977 stand nun die Anschaffung neuer Gardekostüme für die „Große Garde“ auf dem Plan. Um Kosten zu sparen, legte Garde-Betreuerin Elly Geiger einen Entwurf für vierzehn rot-blaue Kostüme mit weißem Federhut vor. Für die Realisierung erhielt sie Unterstützung einiger aktiver Frauen, welche sich an zahlreichen Abenden zum Nähen der Kostüme trafen. Die KGR hatte nun ein „Große Garde“ und eine „Kleine Garde“. Auf keinen Fall wollte die Vereinsführung noch eine dritte Garde aufstellen, wie aus dem Protokoll von 1978 hervorgeht. Stattdessen bildete sich ein Männerballett, das bei den Prunksitzungen des kommenden Jahres einen glänzenden Einstand gab. Die Presse schrieb: „Den Höhepunkt des ersten Teils bildete zweifellos eine ‚liebreizende Tanzgruppe‘ aus Bora-Bora.“ Noch bis 1989 begeisterte diese Männergruppe mit ihren Darbietungen die Prunksitzungsbesucher. Nach dem Erfolg der Männer bildete sich für die Prunksitzungen 1982 auch wieder ein Frauenballett, das mit seinem Tanz „Micky Maus“ debütierte. Seitdem ist das Frauenballett in unterschiedlichen Besetzungen bis heute fester Bestandteil der KGR Prunksitzungen.
Durch viel Fleiß, die Mädchen trainierten nun über das ganze Jahr, verbesserten sich die Tanzdarbietungen der „Großen Garde“ immer weiter, sodass die Verantwortlichen für 1982 eine Teilnahme bei einem Gardeturnier anstrebten. Hierfür sollte die Garde neue Kostüme erhalten, denn neben der tänzerischen Darbietung fließt ebenso der optische Eindruck in die Wertung der Jury ein. Umgehend lieferten Elly Geiger und Sonja Weber ein Konzept. So ging es mit Unterstützung weiterer Frauen wieder ans Schneidern und Nähen, was kein leichtes Unterfangen war, denn die vielen kleinen Strasssteinchen wollten einfach nicht auf dem dunkelroten Samt halten, aber schlussendlich gelang es. Rechtzeitig zur ersten Turnierteilnahme erhielt die Garde schöne neue Kostüme im Stil des Jägers aus Kurpfalz.

1984 - Stechergarde in neuen Kostümen
1984 - Stechergarde in neuen Kostümen

Leider blieb der große Erfolg noch aus, denn bei der ersten Teilnahme am 20. Hans Warsch Gardeturnier in Ludwigshafen erreicht die Garde den 13. Platz. Schon besser war die Platzierung beim nächsten Turnierstart, den Pfalzmeisterschaften in Bellheim. Dort eroberten die Tänzerinnen, obgleich man mit der Tonwiedergabe haderte, den 5. Platz und beim Schautanz reichte es sogar mit dem 3. Platz für eine Platzierung auf dem Treppchen. Der Weg an die Spitze war aber noch mit viel Arbeit, Schweiß sowie weiteren Turnierteilnahmen verbunden. Damit die Tanzgarde den Verein bei den Turnieren besser präsentierte, stattete die KGR die Tänzerinnen 1983 mit einheitlichen Trainingsanzügen aus, deren Qualität allerdings schon nach dem ersten Waschen zu wünschen übrig ließ. So erstrahlte das Vereinslogo statt in weiß nun in rosa. Im gleichen Jahr konnte Nicole Wolff als Jugend-Tanzmariechen bei den Pfalzmeisterschaften auf Anhieb den 5. Platz erreichen.

1984 - Stechergarde bei Deutscher Meisterschaft in Dortmund
1984 - Stechergarde bei der Deutscher Meisterschaft in Dortmund

Einen besonderen Coup landeten die Mädchen 1984 beim bundesweiten Qualifikationsturnier in Karlsruhe. Mit dem Tanz „Till Eulenspiegel“, der mit einer modernen Fassung von Mozart‘s „Kleiner Nachtmusik“ eine etwas ausgefallene Musik bot, aber durch seine Choreografie und den künstlerischen Tanz überzeugte, errangen die Mädchen den 4. Platz. Da die davor platzierten Tanzgruppen schon alle die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft hatten, konnten sich die Rülzheimer über die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in der Dortmunder Westfalenhalle freuen, was nicht nur für die Tanzgruppe, sondern ebenso für die zahlreichen Schlachtenbummler ein Erlebnis war.

Die Rülzheimer Mädchen reisten 1987 ohne ihre Trainerin, die zur gleichen Zeit den Golden Löwen in Speyer verliehen bekam, nach Düren zum Internationalen Grenzlandturnier. Hier geschah es dann. Mit einer fehlerfreien und überzeugenden Choreografie errang die Stechergarde den ersten Turniersieg. Der 3. Platz im Schautanz vervollständigte diesen besonderen Turniertag, der sicherlich Betreuerin Ursula Wolff samt allen mitgereisten Fans lange in Erinnerung blieb. Mit dem 1. Platz erreichten die Mädchen sogleich die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft in der Stuttgarter „Hanns-Martin-Schleier-Halle“. Dort belegte die Stechergarde unter Deutschlands besten Garden den 15. Platz. Die Mädchen sammelten neue Erfahrungen und die Motivation wuchs, denn das neue große Ziel war die Deutsche Meisterschaft in Berlin. Um dieses Ziel zu erreichen und es noch weiter an die Spitze zu schaffen, war es erforderlich, die Garde mit Ersatzmädchen auf 24 Tänzerinnen aufzustocken. Deshalb ließ die Vereinsführung extra von einer Spezialschneiderei in Möchengladbach neue Kostüme anfertigen.

1988 - Tanzmariechen Sandra Gundal
1988 - Tanzmariechen Sandra Gundal
1989 - Tanzpaar Simone und Timo Ortega
1989 - Tanzpaar Simone und Timo Ortega

Zum Jubiläum präsentierte die KGR dem Publikum mit Sandra Gundal ein neues Tanzmariechen sowie mit Simone und Timo Ortega ein Tanzpaar. Letzteres konnte gleich bei seinem ersten Turnierauftritt den Sieg erringen. Im Jahre 1988 wurde die gute Bilanz durch den ersten Pfalzmeistertitel für die KGR noch verbessert. Die Stechergarde qualifizierte sich mit einem weiteren Sieg beim Tanzturnier in Düren für die Deutsche Meisterschaft. Mit zwei Bussen fuhren die Gardemädchen und eine große Anhängerschar nach Berlin, um einen 6. Platz in der Berliner Deutschlandhalle zu ertanzen, der sich fast wie ein Sieg anfühlte. Sogar die Berliner Tageszeitung zeigte auf ihrer Titelseite groß zwei Rülzheimer Gardemädchen, als sie über das Turnier berichtete. Die Mitfahrer im Garde-Bus konnten noch einen Tag länger die zu diesem Zeitpunkt noch geteilte Stadt erkunden, bevor es wieder den weiten Weg zurück in die Heimat ging.

1988 - Deutsche Meisterschaft in Berlin
1988 - Deutsche Meisterschaft in Berlin

Der Tanzsport nahm nun einen großen Teil des Vereinslebens ein, was durch zahlreiche Einträge in den Protokollen dieser Tage dokumentiert ist. Der sportliche Höhenflug der KGR Aktiven ging in den nächsten Jahren weiter. So ertanzten sich die Rülzheimer unzählige Platzierungen auf dem Treppchen, zahlreiche Turniersiege, Pfalzmeisterschaften und Vizemeisterschaften. Auch Deutsche Meisterschaften und Europameisterschaften sollten folgen. 1989 siegte Sandra Gundal bei der Pfalzmeisterschaft in der Klasse der Jugend-Tanzmariechen. Unser Tanzpaar konnten ebenso seinen Erfolg aus dem Vorjahr wiederholen. Im folgenden Jahr gelang es Simone Ortega mit ihrer Trainerin Nicole Wolff, die Pfalzmeisterschaft bei den Jugend-Tanzmariechen zu ertanzen. Außerdem konnte die Stechergarde ihren ersten Titel verbuchen.
Dann kam wohl das erfolgreichste Jahr in der Tanzsportgeschichte der Rülzheimer Karnevalisten. Obgleich das Jahr nicht gut angefangen hatte, denn die jährliche Fahrt nach Düren führte nicht zum Erfolg. Ausschlaggebend hierfür war nicht etwa eine schlechte Leistung der Garde, sondern unglückliche Umstände führten dazu, dass die Rülzheimer ihre Titelverteidigung aus dem Vorjahr verpassten. Durch zahlreiche Ausfälle und Absagen war das Programm am Vormittag so gekürzt, sodass die Disziplin „Weibliche Garden“ um über zwei Stunden früher als in den letzten Jahren begann. Deshalb verpassten die Rülzheimer Mädchen ihren Auftritt. Im Jahr 1991 brachte der Golfkrieg die karnevalistischen Aktivitäten zum Erliegen, doch tänzerisch ging es jetzt erst richtig los. Bei den Jugend-Tanzmariechen gewann Sandra vor Simone die Pfalzmeisterschaft. Die Juniorengarde, die nun ebenfalls bei Turnieren auftrat, konnte im Garde- und Schautanz jeweils die Vizemeisterschaft erringen. Die Stechergarde ertanzte die Pfalzmeisterschaft im Gardetanz, ebenso wie die Vizemeisterschaft im Schautanz.

1991 - Stechergarde bei der Deutschen Meisterschaft
1991 - Stechergarde bei der Deutschen Meisterschaft in Mannheim

Doch die größten Herausforderungen standen noch bevor, wie die Deutsche Meisterschaft der Jugend in Kassel. Diese erbrachte einen wohl einmaligen Doppelsieg bei den Jugend-Tanzmariechen. Simone Ortega ertanzte sich ihren ersten Deutschen Meistertitel, dem noch zwei weitere folgen sollten. Sandra Gundal konnte ihren Vizemeistertitel aus dem letzten Jahr verteidigen. Dann folgte am 10. März die Deutsche Meisterschaft im Mannheimer Rosengarten. Ein denkwürdiger Tag, denn an diesem Tag sollte sich die jahrelange Arbeit der Tänzerinnen sowie Trainerin Karin Milli-Löhle, mit den zum Teil mehrmaligen Übungsstunden in der Woche, auszahlen. Die Rülzheimer Tänzerinnen spulten ihren Tanz mit der Präzision eines Uhrwerkes ab und sicherten sich damit in einem erstklassigen Teilnehmerfeld den Meistertitel. Die Freude war unbeschreiblich groß, ebenso die anschließenden Feierlichkeiten in Rülzheim. Simone und Sandra konnten bei den folgenden Europameisterschaften den Titel und Vizetitel ertanzen sowie die Stechergarde die Vizeeuropameisterschaft. Auch im darauffolgenden Jahr sollten die Erfolge nicht ausbleiben. Wieder gab es Pfalzmeistertitel. Außerdem konnten Tanzmariechen Simone Ortega und die Stechergarde ihre deutschen Meistertitel erfolgreich verteidigen. Bedauerlicherweise wollte die Trainerin der Stechergarde diese Aufgabe nicht weiterführen, sodass es zum Bruch kam. Viele Tänzerinnen verließen die KGR und gründeten noch im Sommer den Tanzsportclub „Royal“.

1993 - Feier des 3. Deutschen Meistertitels für Simone Ortega
1993 - Feier des 3. Deutschen Meistertitels für Simone Ortega

Der Aufbau neuer Tanzgruppen geschah in Rekordzeit, was insbesondere ein Verdienst der zweiten Vorsitzenden Ursula Wolff war. Im Vordergrund der Bemühungen standen nun der Spaß und die Freude am Tanzen; in den Leistungssport wollte die KGR nicht mehr einsteigen.

Sandra Gundal tanzte noch ein Jahr für die KGR, was ihr die Pfalzmeisterschaft sowie den 3. Platz bei der Deutschen Meisterschaft bescherte. Tanzmariechen Simone Ortega konnte 1993 in der Junioren Klasse nochmals den Deutschen Meistertitel erringen. Zum Abschluss ihrer Tanzkarriere 1995 gewann sie die Pfalzmeisterschaft.

Bereits in den Prunksitzungen 1993 konnte die KGR ein neues Männerballett und Frauenballett präsentieren. Das Training des Männerballetts übernahm Nicole Wolff, die bis 2007 noch weitere Tanzgruppen, unter anderem die Stechergarde trainierte. In Erinnerung bleiben sicherlich ihre großartigen Schautänze zum Abschluss der Prunksitzungen. Bei den Prunksitzungen 1994 konnten die „Stecher“ Saskia Gebauer als Tanzmariechen präsentieren. Zwei Jahre später wirbelte zusätzlich ein neues Tanzpaar mit Birgit Bodeanu & Benni Götz für die nächsten 3 Jahre über die Rülzheimer Bühne.

1996 - Tanzmariechen Saskia Gebauer
1996 - Tanzmariechen Saskia Gebauer
2007 - Tanzpaar Birgit Bodeanu und Benni Götz
2007 - Tanzpaar Birgit Bodeanu und Benni Götz

Im Jahre 1995 schaffte der Verein neue Uniformen für die Juniorengarde an, da deren dunkelrote Samtkostüme mittlerweile doch etwas in die Jahre gekommen waren. Als Trainerin darf Andrea Eckel nicht unerwähnt bleiben, denn sie trainierte von 1999 bis 2012 viele Gruppen, wobei ihr Schwerpunkt einige Jahre auf den Schautänzen lag. Aufgrund ihrer immer neuen, kreativen Einfälle entwickelten sich die Schautänze zu Glanzpunkten der Sitzungen. Zur Jubiläumsfeier im Jahre 2000 erstrahlte die Stechergarde in neuen Kostümen. Noch immer ist die Garde das Aushängeschild des Vereins und sorgt mit ihren Auftritten für tosenden Beifall des Publikums. Eine weitere Neuerung gab es im Jahre 2001, denn auf Anregung von Nicole Wolff tanzte von nun an als weitere Garde die „Stecherle Garde“ auf der Rülzheimer Narrenbühne. Somit gibt es sogar schon für die Kleineren die Möglichkeit des Gardetanzes.

Ende der 2000er begann die KGR, das Training auf mehrere Schultern zu verteilen. Es gibt nun immer unterschiedliche Trainer- und Betreuerteams für jede Tanzgruppe. Sehr erfreulich ist hierbei, dass die Personen weitgehend aus den eigenen Reihen kamen. So übte Simone Kerner seit 2007 mit den kleinsten Tänzern, um ein Jahr später bis heute das Training der Stechergarde zu übernehmen. Seit 2013 wird der Junioren Schautanz von Jasmin Yam einstudiert. Für den Schautanz der Stechergarde, welcher in den letzten Jahren mit über 40 Tänzern ein beeindruckendes Finale der Sitzung lieferte, ist seit 2014 Rebekka Lindengrün verantwortlich, um nur einige der langjährigen Trainerinnen zu nennen. Die Erwähnung aller Trainer und Betreuer, die sich in den vielen Jahren wöchentlich mit viel Ideenreichtum um die Tanzgruppen kümmern, würde sicherlich den Rahmen dieses Rückblickes sprengen. Die Bildung eines Trainer- und Betreuer-Ausschusses führte zu einer weiteren positiven Entwicklung. Der Verein leistet nach wie vor eine sehr umfassende Jugendarbeit die sich nicht nur auf das Tanzen beschränkt, sondern auch weitere Freizeit-Aktivitäten der Gruppen unterstützt. Zur Zeit sind über 130 Jugendlichen bei der KGR aktiv. In den Jahren 2016 bis 2018 konnten alle drei Tanzgarden, angefangen von der „Stecherle Garde“, komplett mit neuen Kostümen ausgestattet werden. Wie bei der KGR üblich, werden die Kosten aller Kostüme für die Jugendlichen voll vom Verein getragen, was nicht zuletzt durch die Zuwendungen unserer Sponsoren möglich ist.

(Auszug aus dem Festbuch zum 6x11 jährigen Jubiläum)

Ehemlaige Vereinsheim Narrenburg

Bei jedem Verein sammeln sich mit der Zeit mehr oder weniger Vereins-Requisiten an. Nicht anders ging es der KGR, sodass 1961 die Generalversammlung Eduard Gast zum Requisitenverwalter wählte. Mangels Platz beschloss die Vorstandschaft, die Kostüme bei Robert Seither zu lagern. Bei der folgenden Wahl übernahm Robert Jantzer den Posten und behielt ihn für 10 Jahre. Nach der Einweihung der neuen Volksschule 1966 war die Nutzung des alten Schulhauses durch die Vereine möglich. Die KGR erhielt einen Raum zur Verfügung gestellt, der groß genug war, um das Inventar der Gesellschaft aufzunehmen. In diesem Haus spielte sich nun für mehrere Jahre fast das gesamte Vereinsleben der KGR ab. Umzugswagen wurden gebaut, Proben abgehalten, ja sogar ein vereinseigener Wirtschaftsbetrieb konnte über die „Tollen Tage“ in diesen Räumen durchgeführt werden.
In der Satzung von 1973 entfiel der Posten des Requisitenverwalter und 1977 stand der Abriss des alten Schulhauses auf der Tagesordnung. Das in der Zwischenzeit immer umfangreichere Inventar der Karnevalisten stand somit auf der Straße. Das Resultat war die Verteilung der Gegenstände in Kellern, Dachböden und ungenutzten Räumen in ganz Rülzheim.
Durch die Innerortssanierung und den damit verbunden Kauf des Anwesens in der Mittleren Ortsstraße 139 durch die Gemeinde, ergab sich 1985 die lange gesuchte Möglichkeit nach einem eigenen Vereinsheim. Nach einer Besichtigung des Gebäudes im September schien klar, dass sich die „Ranch“, wie das Gebäude im Volksmund hieß, zur Unterbringung des Inventars sowie für Probestunden der Tanz- und Gesangsgruppen bestens eignete.

Die ehemalige Ranch
Die ehemalige Ranch

Erbaut wurde das Haus kurz nach 1900 von der Zigarrenfabrik Blasé aus Leipzig und diente einige Jahre als Arbeitsstätte für die Fertigung manuell gefertigter Zigarren. Zuletzt wurde das Gebäude als Diskothek genutzt. Verschiedene Ereignisse krimineller Art schädigten den Ruf des Anwesens nachhaltig, was letztendlich zur Schließung um das Jahr 1980 führte.
Nach einigen Gesprächen mit dem damaligen Bürgermeister Helmut Braun und einem Beschluss des Gemeinderates im Frühjahr 1986, sowie der einstimmigen Zustimmung der Mitgliederversammlung im selben Jahr, stand dem Baubeginn nichts mehr im Wege.

Manfred Wolff, Karl Heinz Pfeifer und Volker Schormann beim entfernen des alten Fußbodens
Manfred Wolff, Karl Heinz Pfeifer und Volker Schormann beim entfernen des alten Fußbodens

Da das Gebäude mehrere Jahre lang leer stand, fanden die Karnevalisten das Haus in einem desolaten Zustand vor. Doch sie ließen sich nicht davon abschrecken und begannen sogleich mit der Entrümpelung des ersten Obergeschosses. Es dauerte einige Samstage, die verschiedensten Holzdecken, Verschläge, Theken, Trennwände, ja sogar noch vorhandene Separées abzumontieren und in fünf großen Schuttcontainern zu entsorgen

Helmut Wolff im Treppenhaus
Helmut Wolff im Treppenhaus

Erst danach konnten die eigentlichen Bauarbeiten beginnen. Der zweite Vorsitzende Dietmar Steiner, ein Mann vom Fach, hatte die Leitung übernommen und ging mit unermüdlichem Eifer an die Renovierungsarbeiten. Obwohl sich die Arbeitsgruppe mindestens einmal in der Woche traf, sollten die Arbeiten fast zwei Jahre in Anspruch nehmen - und dies alles in der Freizeit der Vereinsmitglieder. Besonders Helmut Wolff und Robert Jantzer standen immer bereit, wie der ehemalige Vorstand Karl Heinz Pfeifer zu berichten wusste. Der erste Schritt war das Abklopfen des alten Verputzes, eine sehr staubige Angelegenheit, bei der insbesondere Volker Schormann nicht zu bremsen war. Erst nach der kompletten Entkernung zogen die Helfer neue Wände ein. Anschließend folgten die Sanitär- und Elektroinstallation. Letzteres war der Fachbereich von Werner Heise, den Ralf Diehl und Manfred Wolff unterstützten.

Werner Heise bei den Elektroarbeiten
Werner Heise bei den Elektroarbeiten

Nachdem die Wände von Albert und Norbert Weber neu verputzt waren und Kurt Menesklou den Rauputz angebracht hatte, konnte Norbert Jochim im Alleingang die Fliesen im Sanitärbereich verlegen. Schreinermeister Gerhard Wüst begann mit den Arbeiten an der Holzdecke und dem Verlegen des Parketts. Zahlreiche weitere Arbeiten waren bis zur Fertigstellung des neuen Vereinsheimes erforderlich. Beachtlich war die große Anzahl der unermüdlichen Helfer, wie Karl Heinz Pfeifer, Rudi Löhle, Gerhard Wüst, Theo Dreyer, Josef Wolff, Heribert und Jürgen Rund, um nur einige zu nennen.

Für das leibliche Wohl sorgten Ursula Wolff, Karin Milli, Käthi Steiner, Christel Wüst und Toni Wolff
Für das leibliche Wohl sorgten Ursula Wolff, Karin Milli, Käthi Steiner, Christel Wüst und Toni Wolff

Am 5. Dezember 1987 wurde die „Narrenburg“, wie die Karnevalisten ihr neues Vereinsheim nannten, mit einer kleinen Einweihungsfeier, inklusive einer schön gestalteten Taufurkunde, seiner Bestimmung übergeben. Die nicht unerhebliche Geldsumme war gut investiert und die harte Arbeit hatte sich gelohnt. Der Verein konnte nun über einen Clubraum mit Theke und kleiner Küche verfügen, sowie über einen Trainingsraum, der auch für die ein oder andere Veranstaltung nutzbar war und Platz für 80 Personen bot sowie einen Lagerraum für die zahlreichen Kostüme. Im Keller standen zwei Lagerräume für Technik, Wirtschaftsbetrieb und Dekoration zur Verfügung. Sicher haben es die Helfer bei der Renovierung nicht für möglich gehalten, dass die Gemeinde die Räume im Jahre 2015 nach Ablauf des Mietvertrages zurückforderte.

Da die Gemeinde die Vergrößerung des Vereinsdorfes plante, ergab sich im Jahr 1994 für die KGR die Möglichkeit, dort ein Häuschen zu errichten. In der Vorstandssitzung im August desselben Jahres fasste die ­Vorstandschaft nach einer ausführlichen Diskussion den Beschluss, sich für ein Häuschen zu bewerben.

Helmut Wolff, Josef Wolff, Helmut Niebergall und Walter Hengen beim Aufstellen der Hütte
Helmut Wolff, Josef Wolff, Helmut Niebergall und Walter Hengen beim Aufstellen der Hütte

Sahen die Karnevalisten doch die Möglichkeit für den Verein, den Gruppen und Mitgliedern einen schönen Platz zum Feiern zu bieten. Schon im Protokoll der Sitzung vom 27. Oktober ist vermerkt: „Die KGR hat jetzt einen Platz für ein Häuschen im Vereinsdorf bekommen. Mit den Bauarbeiten wurde auch schon begonnen.“ Eine Gruppe zumeist älterer Aktiver, mit Helmut Niebergall, Josef Wolff, Werner Heise, Walter Hengen, Norbert Schulte und Manfred Leingang setzten den Beschluss sofort in die Tat um.

Herbst 1994
Herbst 1994
Enthüllung des von Heinz Müller geschnitzten Stecher-Wappens
Enthüllung des von Heinz Müller geschnitzten Stecher-Wappens

Im folgenden Jahr erweiterten die Helfer die Hütte noch um eine Pergola. Die Einweihungsfeier, zu der sich fast 90 aktive Narren einfanden, fand am 16. Mai 1996 mit einem zünftigen Frühschoppen und einem anschließenden gemeinsamen Mittagessen statt. 10 Jahre später gaben die Karnevalisten die „Stecherhütte“ wieder auf, denn drei Vereinsgebäude waren zu viel und das Geld wurde für den Dampfnudelanbau benötigt. Es gab mehrere Interessenten für die Hütte. Der Obst- und Gartenbauverein hatte das Glück, die Hütte nach einer erfolgten Verlosung zu übernehmen.

Bereits Mitte der 90er Jahre stellen die Karnevalisten fest, dass die Lagermöglichkeiten in der „Narrenburg“ für das immer größer werdende Inventar nicht mehr ausreichten. Das Protokoll der Vorstandssitzung vom 5. April 1995 berichtet über die Idee einer Erweiterung des Gebäudes auf dem daneben liegen Parkplatz. In den folgenden Jahren wurden viele Möglichkeiten diskutiert und verschiedene Gebäude besichtigt. Doch kein Vorschlag konnte realisiert werden.

Nach Gesprächen mit Bürgermeister Karl Schwindhammer ergab sich als Lösung ein Anbau an die „Dampfnudel“. Diese Lösung bot viele Vorteile. So hatte die Gemeinde im 1. Obergeschoss endlich Platz für benötigte Umkleideräume. Das Erdgeschoss sollte von der KGR bezahlt werden und Lager und Arbeitsräume beinhalten. Im September 2003 stimmte eine außerordentliche Mitgliederversammlung diesem Projekt zu. Doch es sollte noch ein langer Weg bis zum ersten Spatenstich werden.

Baubeginn am 3. Januar 2006 mit Bernd Kupper
Baubeginn am 3. Januar 2006 mit Bernd Kupper

Im Herbst 2005 war es dann soweit. Die Finanzierung der KGR war gesichert und der Bauplan verabschiedet. Der Gemeinderat hatte dem Projekt zugestimmt und die Ausschreibungen für den Rohbau wurden durchgeführt. Im November begann die Firma Kupper mit den Bauarbeiten. Nachdem der Rohbau zügig fertiggestellt wurde, konnten die Karnevalisten mit dem Innenausbau beginnen.

Am 18. Februar ist der Erdgeschoss schon fast fertig
Am 18. Februar ist der Erdgeschoss schon fast fertig
Die Baustelle am 23. September
Die Baustelle am 23. September

Alwin Fischer stemmte fast im Alleingang die zahlreichen Schlitze für die Verkabelung, damit das Team um Stefan Schlindwein die Elektroinstallation vollenden konnte. Wieder wurden zahlreiche Arbeitsstunden und einiges Geld investiert, um Ende 2006 die Fertigstellung zu schaffen.
Das neue Vereinsheim bietet viel mehr Lagerfläche und eine große Werkstatt für den Bau der jährlichen Dekoration. Ein kleiner Clubraum für die Vorstandssitzungen und eine Küche sind ebenfalls vorhanden. Nur auf einen zusätzlichen Proberaum müssen die Tänzer aus Kostengründen verzichten. Im Jahre 2014 erhielt das Erdgeschoss nach langer Suche den Namen "Stecher Treff".

(Auszug aus dem Festbuch zum 6x11 jährigen Jubiläum)