Wenn man die kulturelle Historie des Karnevals betrachtet, so lassen sich viele Parallelen zwischen der lateinamerikanischen Celebration de Carneval und der deutschen Fasenacht erkennen. Zum einen entstanden beide aus mythischen Überlieferungen und zum anderen, werden sie auch heute noch unter neokarnevalistischen Aspekten von breiten Volksmassen gefeiert.
So tat es eigentlich nicht Wunder, dass diese kulturelle Gemeinsamkeit zu einem Dialog einlädt. Einziges Problem des bilateralen Kulturaustausches ist die nicht unerhebliche Distanz zwischen Zuckerhut und Gollenberg. Dessen ungeachtet startete letzten Sonntag eine riesige Menge Rülzheimer Karnevalisten, gemäß dem Ideal des Kulturgemeindevorsitzenden auf der Suche nach einem adäquaten Partner in Sachen Kulturaustausch.
Am Ziel des Austauschs war man jedoch noch lange nicht, denn eine mühsame Reise war die Voraussetzung für dieses Meeting. Die Sonne kannte kein Erbarmen und ließ so manchen Reisenden die Suche nach dem Kulturaustausch schon fast bereuen. Jedoch nach schier unendlichen Strapazen gelangte man ans Ziel. Der erste Eindruck war begeisternd: wie auf dem Panoramaplatz, dem Corcovado, war alles prächtig geschmückt. Es verstand sich von selbst, dass erst einmal dem Magen Zufriedenheit verschafft werden musste, bevor der Geist bereit war, Kultur aufzunehmen. Bei dem traditionellen Feijoada mit Bohnen konnte man sich wieder stärken. Manchem war auch nach einem Zuckerrohrschnaps einem Cachaca zumute, oder einem lieblichen Pina colada. Am liebsten aber wollten alle an die berühmte Copacabana zum Baden, dies stand jedoch nicht auf unserem Programm. Das Kulturprogramm sah eine Demonstration der Brasilianischen Tänze vor. Man konnte sich den farbenprächtigen Kostümen nicht verschließen und der Funke der Begeisterung sprang sofort über. Es wurde deutlich, dass die Südamerikaner es lieben mit ihren Reizen nicht zu geizen. Denn die Tänze waren zum Teil sehr mit erotischen Teilen versehen. Dazu muss man aber die Funktion des Tanzes im Allgemeinen und hier im Speziellen richtig analysieren. Man kommt dabei zu der Erkenntnis, dass in Brasilien im Ursprung die Fruchtbarkeitsgötter angerufen wurden, während unsere Art des Tanzes eher einem Dämonenvertreiben entspringt. Auch was die Schrittkombinationen anbelangt, war der Samba immer wieder das tragende Element der verschiedenen Tanzformationen. So nahm es nicht wunder, dass die vielen Fans vor der Bühne begeistert mittanzten. So sehr uns dies alles begeistern in Atem hielt, mussten wir unser Programm fortsetzen.
Zwar war ein großer Fluss unser erklärtes Reiseziel, aber drohende Unwetter veranlassten uns, die Route zu ändern. Entlang den Tabaksplantagen führte uns unser Weg in ein kleines Dorf, wo wir die ländliche Küche der Einheimischen kennen lernten. Geprägt von dem nahe gelegenen Fluss, genossen wir die speziell zubereiteten Fische. Wir wurden Zeugen eines Naturschauspiels ersten Ranges: Es ging solch ein tropischer Regenguss nieder, der uns an die Gewaltigkeit der Igunacu-Fälle erinnert. Die Landschaft glich sofort dem Titicaca See, weil die Wassermassen nicht zum. Amazonas fanden.
Zwar konnten wir bei diesem Anlass noch nicht die ideale Gemeinde für ständigen Austausch finden, ab er wir werden weiter suchen.