KG Rot-Weiß "Die Stecher" e.V. Rülzheim

„Stecher" haben jetzt eigene Narrenburg

Mitglieder des Karnevalvereines in Rülzheim haben aus verwahrlostem Gebäude ein Schmuckstück gemacht
Im 3mal 11. Jubiläumsjahr der Karnevalgesellschaft Rot-Weiß Rülzheim „Die Stecher" geht für die Rülzheimer Narren ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Der Einzug ins neue Vereinsheim in der ehemaligen Ranch.
Im gleichen Maße, wie sich die Karneval-gesellschaft von einem kleinen Verein zu einer Säule des Rülzheimer Kulturlebens entwickelte, nahm auch der Umfang an Vereinsutensilien zu. Überall im Ort verstreut waren Kostüme, Requisiten und sonstige Sachen gelagert. Auch gab es immer wieder Probleme, geeignete Räumlichkeiten zum Training der einzelnen Garden zu finden. Also war man schon bald auf der Suche nach einer eigenen „Narrenburg".
Fündig wurde man schließlich mit einem Gebäude in der Mittleren Ortsstraße, überall im Ort als Ranch bekannt, das die Ortsgemeinde Rülzheim vor einigen Jahren erworben hatte. Nachdem der Gemeinderat den Umbau des Gebäudes beschlossen hatte - wobei der Karnevalgesellschaft das Obergeschoß zugesagt wurde, im Erdgeschoß sollen Räume für die offene Jugendarbeit entstehen - nahmen die Rülzheimer Narren ihr großes Werk in Angriff, galt es doch, aus einem verwahrlosten Gebäude wieder ein Schmuckstück zu machen.
Wie war nun dieses ehemals stolze Gebäude in einen solch desolaten Zustand gekommen? Erbaut wurde das Haus neben dem Klingbach kurz nach der Jahrhundertwende von der Zigarrenfabrik Blase aus Leipzig. Diese Firma, eine der führenden Zigarrenhersteller in Deutschland, fertigte hier mit annähernd 100 Mitarbeitern handgearbeitete Zigarren. In dem damals bekannten Zigarrendorf Rülzheim lebte ein Großteil der Bevölkerung von der Zigarrenfabrikation. Als nach dem ersten Weltkrieg die industriell hergestellte Zigarre ihren Siegeszug bei den Rauchern antrat, war das Ende der einheimischen Zigarrenproduktion nahe. Durch staatliche Subventionen konnte das Zigarrenhandwerk zwar noch einige Jahre dahinvegetieren, in deren Folge das Gebäude zweimal seinen Besitzer wechselte. Nach dem zweiten Weltkrieg diente es als Lager und zu Fermentationszwecken und wurde dann ganz stillgelegt.
Nach einigen Jahren Ruhestand war zwischen den frühen 60er Jahren bis um 1980 dagegen umso mehr „action" angesagt, nachdem dort eine Diskothek ihre Pforten öffnete. Im Laufe der Jahre verlor sich der gute Ruf der Diskothek immer mehr, weshalb die Ortspolizei den Wirtschaftsbetrieb schließen ließ. Das Gebäude lag wieder einmal in einem Dornröschenschlaf, aus dem es kein Prinz, sondern ein Narr wiedererweckte. Die Dornen, die in Form von Abfall und Müll zu beseitigen waren, füllten fünf Schuttcontainer. Die vorgefundenen Gegenstände der Zigarren-hersteller wurden fachgerecht gelagert und werden im noch zu errichtenden Heimat-museum ausgestellt.
Außer den Grundmauern mußte in dem Gebäude so ziemlich alles renoviert werden. So wurden Holzdecken, Verschlage, Theken, Trennwände, ja sogar noch vorhandene Separees, demontiert Das gesamte Obergeschoß wurde von der Karnevalsgesellschaft frisch renoviert, die Erneuerung der Außenfassade übernahm die Ortsgemeinde, ebenso die des Erdgeschoßes.
Fast zwei Jahre lang arbeitete eine Gruppe der Rülzheimer Narren in ihrer Freizeit an diesem Projekt zusammengehalten wurde das Team vom 2. Vorsitzenden der KGR, Dietmar Steiner. In mühseliger, aber liebevoller Arbeit gelang es seiner Truppe, ein Vereinsheim zu zaubern, in dem nicht nur die Vereinsrequisiten gelagert werden und die Garden trainieren können, sondern in dem sich die Mitglieder der Karnevalgesellschaft auch wohl- und heimisch fühlen können.