KG Rot-Weiß "Die Stecher" e.V. Rülzheim

Er war in fast ganz Europa zu Hause

TruwallSeit Oktober 1973 wohnt im Altenheim der Braun'schen Stiftung ein Mann, der auf ein erfolgreiches und ereignisreiches Leben zurückblicken kann: Clemens Trumpler-Truwall! Am 18. September 1975 konnte er im Kreise vieler Freunde und Angehörigen seinen 90. Geburtstag feiern. Die Liebe zu den Tieren und zum Circus bestimmte sein Leben, das nachfolgend erzählt werden soll:

Clemens Trumpler-Truwall hat ein interessantes und ereignisreiches Leben hinter sich, ein Leben, das ihn durch fast ganz Europa führte. Am 18. September 1885 wurde er in Frankenthal als Sohn eines Speditionsunternehmers geboren. Die Pferde des väterlichen Fuhrunternehmens begründeten die Tierliebe des kleinen Clemens. Bereits damals träumte er von einem Leben im und für den Circus. Doch zunächst erlernte er den Beruf eines Kaufmanns und war von 1904 bis 1920 als kaufmännischer Angestellter tätig. Doch immer mehr gewann die Liebe zum Circus die Oberhand, bis er sich 1920 beim damals bereits weltberühmten Circus Krone bewarb. Wider Erwarten hatte seine Bewerbung Erfolg und Clemens Trumpler, wie er damals noch hieß, hatte sein Ziel erreicht, er wurde als kaufmännischer Geschäftsführer eingestellt.

Innerhalb von wenigen Jahren schaffte er einen schnellen Aufstieg in die Geschäftsführung des Circus Krone. Von nun an war er Geschäftsführer und künstlerischer Leiter dieses Weltunternehmens und damit gleichzeitig Stellvertreter von Direktor Carl Krone. Da es in Artisten- und Künstlerkreisen bereits damals üblich war, sich Künstlernamen zuzulegen, nannte er sich von nun an Clemens Truwall. Dieser Name setzt sich aus Teilen seines Namens und dem seiner Frau Käthe Walther zusammen, die er am 10. April 1915 geheiratet hatte. Mit dem Circus Krone durchreiste Clemens Trumpler-Truwall fast ganz Europa.

Seine Aufgabe bei Krone war es, die Tourneen zusammenzustellen und vorzubereiten sowie dafür zu sorgen, dass das gesamte Circusprogramm reibungslos ablief. Den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erlebte er mit dem Circus Krone in Lübeck. Nachdem damals totale Verdunklung angeordnet worden war, konnte der Circus nicht mehr spielen und zog daher ins Stammquartier nach München zurück. Da Krone auch in München nicht mehr spielen konnte, wurde allen Angestellten gekündigt, so auch Clemens Trumpler-Truwall. Dies war im Jahre 1940.

Kurze Zeit nach der Kündigung erhielt Truwall ein Angebot vom Circus Busch, Berlin, der damals in Warschau gastierte. Da dieser Circus sich damals nur im Ausland aufhielt, konnte er weiterspielen und suchte dringend einen Geschäftsführer. Clemens Truwall sagte zu und fuhr nach Warschau. Im Jahre 1942 erhielt er ein lukratives Angebot vom Kristallpalast in Leipzig, der neben dem Berliner Wintergarten das führende Varieté in Deutschland war. Truwall ging in der gleichen Position nach Leipzig, wo er bis 1944 blieb. In diesem Jahr wurde der Kristallpalast ausgebombt und musste daher sein Programm einstellen.

Kurz darauf erhielt Truwall ein Angebot des Circus Busch, Nürnberg, der einen Geschäftsführer suchte. Truwall sagte zu schwere Krankheit seiner Schwägerin die Familie Truwall, die Ausreise in die Bundesrepublik zu beantragen, die ihr ohne Schwierigkeiten genehmigt wurde. So kam Clemens Trumpler-Truwall mit seiner Frau 1969 zu seiner Schwägerin nach Germersheim, wo er seit 1920 im Hause seiner Schwiegereltern einen festen Wohnsitz unterhalten hatte.

Im Oktober 1973 zog Truwall mit seiner Frau ins Altenheim der Braun'schen Stiftung nach Rülzheim. Zwei Monate später starb seine Frau Clemens Trumpler-Truwall ist trotz seines Alters noch sehr rüstig.

Als alter Karnevalist ließ er es sich nicht nehmen, die Prunksitzung 1975 der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Rülzheim mit einem Prolog zu eröffnen. Zwischen seinem ersten und seinem letzten Auftritt als „Narr" liegen 65 Jahre. Bei vielen bekannten Karnevalvereinen stand er als Büttenredner auf der Bühne. Oftmals musste er sich von seinem Engagement im Circus oder Varieté „wegstehlen", um als „Narr" aufzutreten.

Auch heute noch ist er ständiger Gast bei allen Veranstaltungen der KGR. Zu seinem 90. Geburtstag hatte er die ganze Karnevalsgesellschaft ins Schützenhaus eingeladen. Mit einem wahren Volksfest wurde dieses Jubiläum gefeiert.