Im Jahr 1955 wurde die KGR gegründet, ergo kann in diesem Jahr auf ein halbes Jahrhundert Vereins-Geschichte zurückgeschaut werden. Die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß „Die Stecher“ e.V. nimmt einen solchen Anlass natürlich gern auf um ihren Mitgliedern zu danken, sie zu ehren und um mit ihnen zu feiern. Der Rahmen dazu kann kaum kleiner sein als die Dampfnudel, die KGR hatte gerufen und viele, viele kamen.
Der 1. Vorsitzende, Edi Harder, sowie das neue Prinzenpaar Bernd und Manuela, hatten demnach auch viele zu begrüßen. Harder tat dies aber erst, nachdem er auf die Probleme von Fasenachter hinwies. Bedingt durch die Opfer des Seebebens ist nicht jedem danach zumute Fasenacht zu feiern. Was also soll man tun? Darf man närrisch sein, in Anbetracht der viele Toten ? Es ist schwierig die richtige Entscheidung zu treffen. Die KGR will nicht gedankenlos feiern sondern aktiv helfen und bei jeder Veranstaltung sammeln für die Opfer Asiens. Pfarrer Keilhauer bekräftigte die Narren in ihrem Vorhaben und bestärkte sie darin Freude zu verbreiten, weil Freude zum Leben gehört.
Die Chronik des Vereins ist immer eine etwas trockene Angelegenheit, Zahlen Fakten und Namen. Jedoch verstand es die Prinzessin des Vorjahres, Dr. Brigitta Hartenstein, die Geschichte der Narren mit politischen Ereignissen zu verknüpfen und dies auf sehr charmante Art vorzutragen.
Ein erster Glanzpunkt des Mittags war der Auftritt des Einigkeitschores „ A Vista“. Die Damen um Dirigent, Rolf Kern, hatten sich Verstärkung aus Rheinsheim geholt, wo Kern auch Dirigent des Frauenchors ist.
Eine Hommage an den Jubilar war der Auftakt mit „Oh Happy Day“, „Lolly pop“ und „Babara Ann“ folgten in beschwingter Form. Überschäumend wurde es mit dem Hit aus den 50gern „Bossa nova“, bei dem es Landrat Dr. Brechtel nicht mehr auf seinem Sitz aushielt. Von der 2. Vorsitzenden, Ursula Wolff entführt, wurde er plötzlich zum Hauptakteur auf der Bühne. Das Paar tanzte so gekonnt, dass der Chor, trotz seiner Klasse, zu Statisten mutierte. Trotzdem tosender Beifall und zudem eine fabelhafte Schaunummer.
Der Reigen der Grußreden begann. Normaler weise auch dies eine eher trockene Angelegenheit. Und bei den Narren? Da war an diesem Nachmittag nichts mit Langeweile, da gab sich jeder Redner Mühe pointenreich und mit Humor ernst gemeintes humorvoll zu vermitteln. Bürgermeister Schwindhammer beglückwünschte die Gesellschaft, die es schaffte mit Höhen aber auch mit Niederlagen zu leben. Er selbst war früher aktiver Karnevalist und mit Rede und Gesang aktiv. Kein Wunder, dass die KGR einen solchen Mann auch als Ehrensenator in ihren Reihen weiß.
Mit Landrat Dr. Fritz Brechtel gratulierte nicht nur ein echter Rülzheimer sondern auch ein echter 50ziger. Er kennt nicht nur seinen Heimatort sondern auch die Vereine. Als einen wichtigen bezeichnete er die KGR, die mit ihrer guten Jugendarbeit einen wichtigen sozialen Part übernehme.
Ehrensenator Karl Geeck, Vorsitzender der Kulturgemeinde, gratulierte im Namen der Vereine. In Reimform ging er auf die Historie ein und schilderte wie er die Narren kenne und schätze, als Bestandteil des kulturellen Lebens von Rülzheim.
Der Bezirksvorsitzende, des Verbands Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine, Hans Müller, brachte die Glückwünsche des Verbands mit. Mit einer Schleife für die Standarte, einigen Verbandsorden und dem Wunsch auf weitere gute Zusammenarbeit begann er. Dann erinnerte er an die Bedeutung einer der größten Vereine, mit 750 Mitgliedern, der schon dreimal die Vorderpfälzer Fasenacht austrug.
Den Reigen der Gratulanten wurde mit den Patenvereinen „Die Benserobber“ aus Hördt sowie den „Gääseknie“ aus Berg, abgeschlossen.
Mit einem Junioren-Gardetanz zeigte die Trainerin, Nicole Moos, einmal mehr, was sie mit ihren Tänzerinnen einstudiert hat.
Danach kam es zu einem größeren Teil an Ehrungen. Es wurde geehrt, wer 11 Jahre aktiv Mitglied in der KGR ist. Danach waren die 2 mal 11 Jahre dran und sogar 3 mal 11 Jahre wurde ausgezeichnet, hier sowohl passiv wie auch aktiv.
Selbst 4 mal 11 Jahre gab es zu ehren. Den Vogel schoss Willi Kupper, der Große ab, der als Gründungsmitglied seit 50 Jahren dabei ist. Früher war er jahrzehnte lang Sitzungspräsident, so dass er als Geehrter das Wort ergriff. Er gab einen kleinen Rückblick auf die Gründerzeit und auf die damaligen Probleme. Er vergaß nicht der jetzigen Vereinsführung zu danken und ihr seinen Stolz auf die heutige KGR zu erklären.
Getoppt wurde die Ehrung nur noch von Josef Wolff, der seit nunmehr 50 Jahren aktiv in den Reihen der Narren ist.Für ihn gibt es keine Form der Auszeichnungen mehr, er ist Ehrenmitglied und Goldener Löwenträger.
Harder kam zu dem Part, bei dem er seine sonst eher lustig flapsige Art ablegte und ungewohnt ernst war. Er sagte er habe die Freude heute noch zwei Mitglieder mit den höchsten Ehren zu versehen, die die Gesellschaft vergeben kann, die Ehrenmitgliedschaft. Beide Mitglieder wissen aber absolut nichts von dem bevorstehenden Zeremoniell. Da er in einer Blitzumfrage unter den Verantwortlichen der KGR ein einstimmiges Votum erreichte, rief er Heribert Rund auf die Bühne. Heribert war mit ganzem Streben seit vielen Jahren aktiv, er ist goldener Löwenträger und arbeitet auch heute noch bei der Tontechnik. Früher war er auf der Bühne im Männerballett. Sein Einsatz gilt über die Jahre als überdurchschnittlich und wird deshalb mit dieser Ernennung anerkannt. Großer Beifall und Respekt für diesen Mann.
Danach war die Reihe an einer Frau, die erste Frau überhaupt, die die Narren zum Ehrenmitglied machen. Noch war der Name nicht gefallen, noch wusste die Glückliche nicht welche Ehre ihr zuteil werde sollte. Doch dann waren die Worte des Vorsitzenden: Ich möchte jetzt ein Mitglied ehren, das mehr Herzblut für die KGR gegeben hat, als die meisten haben. Dieses Mitglied hängt sein Leben so in den Dienst der Stecher, dass es diesen Fall kein 2. mal mehr gibt. Manchmal ist es schon Gesundheitsschädlich. Gratulation und Dank an die Grande Dame der Karnevalsgesellschaft: Ursula Wolff!!
Bis dahin war auf der Bühne noch alles unter Kontrolle aber als der Gratulierende auf die Gratulantin zuging, um ihr die höchste Gunst anzutun geriet alles etwas außer Kontrolle. Zuerst liefen bei ihr hemmungslos Tränen des Glücks, der Freude und der Genugtuung und schließlich steckte sie damit den Vorsitzenden an. Die minutenlange Umarmung wurde von den Gästen akzeptiert und spontan galt für die einzigartige Ursula ein Standing Ovation. Wie abgesprochen standen alle Anwesende ergriffen auf und zollten dieser Frau minutenlang Beifall. Und just in dem Augenblick, wo Schminke, Tränen und Rührung sich vereinten, stehen da etliche Fotografen und tun ihr fürchterliches Werk.
Das kulturelle High light des Mittags setzten wieder die Sängerinnen, diesmal aber verstärkt mit Michael Weigel, Klaus Brechtel und Kurt Seelinger. Die Ausschnitte aus dem Musical „Elisabeth“ wurde so gekonnt dargeboten, dass ein gewaltiger, bewundernder Beifall der Lohn für die Akteure war. Der Dank des Vorsitzenden galt besonders den Damen aus Rheinsheim, die diesen Nachmittag den Narren opferten, obwohl in der Heimatgemeinde ein Umzug stattfand. Aber auch den Solisten und Solistinnen Sabine Deutsch und Yvonne Siegler galt Dank, ebenso wie den Musikern Thomas Greiner und Klemens Kuhn.
Besonderen Dank ging an Ex-Prinz und Dirigent Rolf Kern sowie an die Ex-Prinzessinnen im Chor Silvia, Andrea, Ute und Sybille aber auch und natürlich an die Sängerinnen des A Vista Chors.
Im Anschluss dankte Harder allen Vereinen und Organisationen, die die KGR unterstützten und beschenkten. Ein in jeder Phase kurzweiliger und unterhaltsamer Nachmittag ging zu Ende, der für die Narren als gelungener Auftakt zum Jubiläums Jahr gilt.